10.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fast jeder Baum
auf Südkamm
ist schon krank

Buche ist besonders betroffen

Von Stefan Küppers
Altkreis Halle (WB). Bundesweit macht der Zustand des deutschen Waldes Negativschlagzeilen. Auch in den Waldgebieten von Halle, Steinhagen und Werther ist etwa ein Drittel aller Bäume krank oder geschädigt. Besonders schlimm ist es auf der Südseite des Hauptkamms des Teutoburger Waldes, wo fast gar kein Baum mehr als gesund zu bezeichnen ist.

Das WB fragte nach bei Aloys Tenkhoff, der als Forstbetriebsbeamter für 3000 Hektar Wald in Halle, Steinhagen und Werther zuständig ist. Panik will der Fachmann nicht verbreiten, aber Sorge und ein kritisches Bewusstsein um die Ursachen der Waldschäden hält er für angebracht.
Besonders schlecht sieht es nämlich für die Buche aus, ausgerechnet die Hauptbaumart in dieser Region. Eiche und Fichte hingegen haben sich gegenüber früheren Jahren leicht verbessert, tragen wieder mehr Laub beziehungsweise längere Nadeln. Die Buche hingegen, auch »Mutter des Waldes« genannt, weist immer mehr Lücken in ihren Kronen auf, der Höhentrieb ist weniger ausgeprägt und sie treibt in immer kürzeren Intervallen ihre Bucheckern aus. Früher fand das alle fünf bis zehn Jahre statt, jetzt hat es sich auf zwei bis vier Jahre verkürzt.Tenkhoff führt es auf den insgesamt größeren »Stress« zurück, dem Bäume ausgesetzt sind.
Viele Faktoren kommen für eine negative Entwicklung zusammen, wie Tenkhoff erklärt. Da sei zum einen die Übersäuerung des Bodens durch alte und neue Schadstoffeinträge. Zwar sei einiges gegen den »sauren Regen« unternommen worden, aber die Schadstoffe durch Pkw seien immer noch hoch. Große Negativwirkung habe vor allem der heiße und trockene Sommer in 2003 gehabt. Hier hätten Bäume mächtig gelitten, doch die eh schon kranken reagierten dann noch anfälliger.
Der Baumschädling Borkenkäfer habe sich in 2003 rasant vermehrt, berichtet Tenkhoff. »Da herrschte Alarmstufe Rot.« Mittlerweile habe man viele Befallsherde aus den Wäldern ausräumen können. »Aber wir müssen auf der Hut bleiben.« Wichtig sei, dass es nicht so schnell wieder so heiße Sommer gebe und vor allem nicht mehrere Jahre hintereinander. »Da können wir nur beten.«
Die besonders hohen Waldschäden auf dem Hauptkamm des Teuto führt Tenkhoff auch auf die schlechte Nährstofflage im Osningsandstein mit geringer Wasserhaltekraft zurück. Hinzu komme die extreme Ausrichtung zur Sonne, die bei entsprechender Einstrahlung negativ wirke.
Tenkhoff weiß aber, dass sich Dinge auch positiv entwickeln können. Bäume, die er vor 20 Jahren bei der ersten Waldsterben-Debatte noch für tot erklärte, sind später neu aufgeblüht. Natur könne sich regenerieren. »Aber das braucht Zeit und weniger Stress.«

Artikel vom 10.12.2004