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71-Jähriger brutal
niedergeschlagen

Schon wieder: Überfall in Herzebrock-Clarholz

Von Wolfgang Wotke
Herzebrock/Gütersloh (WB). In der Gemeinde Herzebrock-Clarholz geht die Angst um. Schon wieder haben drei maskierte Männer an der Groppeler Straße ein älteres Ehepaar überfallen. Dabei verletzten sie den 71-jährigen Hausbewohner Paul C. so schwer, dass er in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Nur zwei Kilometer weiter hatten am Mittwoch, 29. September, auch drei Täter einen Rentner und seine Lebensgefährtin in ihrem Haus überfallen und fast zu Tode geprügelt.

Am Mittwochabend gegen 19.15 Uhr sollen die Täter nach Angaben der Polizei gezielt das etwas von der Groppeler Straße abgelegene Einfamilienhaus mit weißen Klinkern aufgesucht haben. Ein Nachbar berichtete, dass ein Mann, der zu Beginn des Überfalls nicht maskiert gewesen sein soll, bei der Familie geklingelt und nach Kartoffeln gefragt habe. Der 71-jährige arglose Landwirt wurde nach dem Öffnen der Haustür sofort in die Wohnung gedrängt, zwei weitere maskierte Männer tauchten auf und bedrohten die 64-jährige Ehefrau und den 36-jährigen behinderten Sohn mit Faustfeuerwaffen. Beide Opfer sollen gefesselt worden sein, blieben aber unverletzt. Danach durchwühlten die Verbrecher die Wohnung und flüchteten zu Fuß mit einem geringen Geldbetrag. Eine sofort eingeleitete Großfahndung der Polizei blieb erfolglos. Gestern kreiste sogar ein Polizeihubschrauber über den Tatort.
Gesucht wird jetzt eine männliche Person unter 40 Jahren, der etwa 1,85 bis 1,90 Meter groß und schlank sein soll. Er hatte dunkle, kurze Stoppelhaare, einen angedeuteten Bart und trug dunkle Kleidung. Dieser Mann dürfte bei der Rangelei mit dem Hausbewohner verletzt worden sein. Die beiden anderen Täter werden ähnlich beschrieben. Ob diese Täter auch den brutalen Überfall im September an dem 63-jährigen Ewald Stinhöfer und seiner 53-jährigen Lebensgefährtin verübt haben, will die Polizei nicht mehr ausschließen.
Der Rentner wurde damals in seinem Haus von drei Tätern mit einer Eisenstange fast tot geprügelt. Er lag zwei Wochen lang im Koma. Seine ebenfalls niedergeschlagene und schwer verletzte Lebensgefährtin schleppte sich zum Telefon und alarmierte die Rettungskräfte. Vor einer Woche wurde Ewald Stinhöfer aus dem Krankenhaus entlassen. Gestern redete er zum ersten Mal mit dem WESTFALEN-BLATT offen über die Tat. »Meine Brigitte hat mir das Leben gerettet«, sagt der 63-jährige Karosserieschlosser und Autolackierer mit feuchten Augen und schildert die schrecklichen Minuten, die ihnen fast das Leben gekostet hätten.
Er habe bereits im Bett gelegen, als er plötzlich Geräusche im Wohnzimmer hörte. Stinhöfer: »Ich bin aufgestanden und sah drei maskierte Männer vor dem Fenster, die russisch oder polnisch gesprochen haben. Einer von ihnen schlug mit einer Eisenstange die Scheibe ein und stürmte ins Haus. Ohne ein Wort zu sagen, schlug er mir die Stange mit voller Wucht mehrmals auf den Kopf. Das war versuchter Mord.« Als seine Lebensgefährtin aus dem Schlafzimmer eilte, schlugen die Räuber auch sie mit der Stange nieder. Doch sie stellte sich tot. »Einer der Täter fühlte bei meiner Frau und bei mir den Puls. Er trug Lederhandschuhe und spürte keinen. Darum ließen sie wohl von uns ab. Sonst hätten wir beide nicht überlebt.«
Wie brutal und gefühlslos die Täter vorgegangen sind, zeigen die Verletzungen. Ewald Stinhöfer: »Meine Brigitte hatte einen Schädelbasisbruch, ich erlitt einen doppelten Schädelbruch, verlor einen Finger, weil sie mir auch noch eine volle Flasche Rotwein über den Kopf geschlagen haben. Außerdem waren mein Kiefer, mein Jochbein und mein linker Arm mehrmals gebrochen.« Über das Motiv kann der heute mittellose Stinhöfer nur spekulieren: »Vielleicht haben sie Geld gesucht. Das alles ist mir ein Rätsel.« Wohnen will er in seinem Haus nicht mehr: »Ich habe immer noch Angst.«

Artikel vom 10.12.2004