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Wandel im Friedhofswesen

Konkurrenz wird sich verschärfen - Weniger Doppelgräber

Harsewinkel (jaf). Kleine Einzel- und Urnengräber anstatt großer Doppelgräber - dahin geht der bundesweite Trend. Nur in Harsewinkel bestehen bislang noch eher konservative Strukturen, wie Eberhard Goebel vom Institut für kommunale Haushaltswirtschaft am Mittwochabend im Hauptausschuss erklärte. Und der Experte betonte, dass sich auch in Harsewinkel ein Wandel abzeichnet.

»Kleinere Gräber, das bedeutet auch geringere Gebühren und damit Defizite«, so Eberhard Goebel, der überzeugt ist: »Auf den Friedhöfen geht man weg vom Großen und hin zum Kleinen. Dennoch ist ihr Friedhofswesen gesund - zumindest im Moment.« In den nächsten Jahren werde sich die Konkurrenzsituation verschärfen - schon alleine durch private Friedhöfe, die nach dem neuen Landesgesetz vorgesehen sind. »Gibt es denn bereits private Friedhöfe?«, wollte Sozialdemokrat Hans Feuß wissen. Dazu Goebel: »Bauanträge laufen bereits - und zwar im Kölner Raum. Bislang ist aber noch keiner in Betrieb. Fest steht aber, dass private Anbieter günstigere Preise bieten können als die Städte. Sie haben keine Altlasten, und es bestehen wirtschaftliche Verflechtungen zu den Bestattern. So können die Privaten auch Provisionen zahlen.«
Soweit die Einschätzung des Experten, der bereits zahlreiche Friedhöfe in ganz Deutschland nach Kostenstrukturen unter die Lupe genommen hat. »Die Stadt Harsewinkel muss sich als Betreiber eines Friedhofes neu aufstellen. Das sind große Herausforderungen, die auf den Friedhofsträger zukommen. Die Stadt muss wettbewerbsfähig bleiben«, so Goebel, der sich sicher ist, dass sich die bundesweiten Tendenzen ab dem Jahre 2007 auch in Harsewinkel durchsetzen werden.
Der Experte stellte außerdem fest, dass die Friedhöfe in Harsewinkel zu 20 Prozent belegt sein sollten. Die tatsächliche Belegungsdichte liegt in Harsewinkel (31,4 Prozent) und Marienfeld (22,7 Prozent) über diesem und in Greffen (15,3 Prozent) unterhalb diesem Wert. »Das ist einfach zu wenig«, so die Einschätzung Goebels. Derzeit würden 68 Prozent bezuschusst, 2004 würden es schon 71,9 Prozent und 2008 immerhin 85 Prozent sein - so die Prognose des Experten. »Dies trifft aber nur zu, wenn von Seiten der Stadt nichts getan wird«, unterstrich Eberhard Goebel.
Dass etwas getan werden muss, darin waren sich alle Politiker während der Sitzung des Haupt- Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschusses einig. Was das genau sein wird, ist aber noch unklar. Trotz zahlreicher Nachfragen wurde am Mittwochabend noch keine Entscheidung über die Zukunft der hiesigen Friedhöfe getroffen. Und so beschlossen die Ausschussmitglieder einstimmig, die Ergebnisse der Gebührenbedarfsrechnung zuerst fraktionsintern zu beraten.

Artikel vom 10.12.2004