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Bibel einmal
ganz anders

Veröffentlichung in Gütersloh

Gütersloh (pia). »Es gibt nicht nur eine richtige Bibelübersetzung«, sagt die evangelische Theologin Diana Klöpper. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Kerstin Schiffner betrachtete die Bochumerin die Bibeltexte einmal von einer ganz anderen Seite. Heraus kam die »Gütersloher Erzählbibel«, die im Gütersloher Verlagshaus erschienen ist.

Klöpper und Schiffner suchten sich für ihr Buch einige Texte aus, die sie neu übersetzten. Darunter auch wenig bekannte Texte und vor allem Geschichten über Frauen. Auf die Stärkung der Rolle der Frau wird in der »Gütersloher Erzählbibel« besonders Wert gelegt. So haben sich die Autorinnen auch eines besonderen Mittels bedient, um zu verdeutlichen, dass man nicht festlegen sollte, dass Gott männlich ist: Sie nannten den »Schöpfer der Erde« abwechselnd »Sie« oder »Er«. Schließlich sei es schon durch das biblische Bilderverbot, das auch zu den zehn Geboten zählt, festgehalten, dass man sich von Gott kein Bild machen soll. Dieses Bild dürfe auch nicht im Kopf entstehen, indem man sich Gott als Mann vorstellt. »Man kann Gott nicht festlegen. Es gibt eine Vielfalt von Gottesbildern«, erklärt Diana Klöpper.
Ein weiterer Schwerpunkt der Erzählbibel liegt im jüdisch-christlichen Dialog. Man müsse bedenken, dass die Texte des Alten Testaments zu allererst an die Juden gerichtet sind. Die Texte des Neuen Testaments seien nur vor dem Hintergrund des Alten Testaments zu verstehen. Sie seien allerdings keineswegs die Erfüllung der Verheißungen des Alten Testaments: »Jesus ist der Messias nur für Christen, aber nicht für Juden. Die Verheißungen des Ersten Testaments für das Volk Israels haben ihre Gültigkeit nicht verloren. Das Christentum kann das Judentum also nicht ablösen und es damit überflüssig machen«, erklärt Klöpper. Die Sprache der Gütersloher Erzählbibel sei für Kinder ab neun Jahren angemessen, meinen die Autorinnen. »Aber wir haben keine Umgangs- oder gar ÝGossenspracheÜ benutzt. Das würde den Texten nicht gerecht«, sagt Diana Klöpper.
Doch warum wählen zwei Bochumerinnen gerade das »Gütersloher Verlagshaus«? »Weil seine bisherigen Veröffentlichungen im Wesentlichen das widerspiegeln, womit wir uns theologisch identifizieren können«, ist Klöpper überzeugt. Als »unsere kleine Schwester« bezeichnet Hanne Köhler indes das Projekt der zwei Bochumerinnen. Die Pfarrerin hat als Mitglied eines zehnköpfigen Herausgeberkreises für 2006 nämlich noch Größeres vor: Die ganze Bibel soll neu übersetzt werden und schließlich auch im Gütersloher Verlagshaus erscheinen.
An vielen Stellen seien Fehler in der Übersetzung unterlaufen und damit Dinge verfälscht worden. Nun wolle man diese Dinge korrigieren und somit für mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft sorgen. Der Frauenunterdrückung und dem Konflikt zwischen Juden und Christen soll damit der Boden entzogen werden. Dazu hat sich nun ein Übersetzer-Team aus 52 Personen zusammen gesetzt. Auch Kerstin Schiffner ist beteiligt.

Artikel vom 10.12.2004