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Fähigkeiten werden oft falsch eingeschätzt

Anne-Frank-Gesamtschule: Navigator soll Jugendlichen bei der Berufswahl helfen


Gütersloh (mdel). Eigentlich hätte Alexander Wilczek den »Berufsnavigator« gar nicht in Anspruch nehmen müssen. Der 17-Jährige hat bereits genaue Vorstellungen, welchen Job er nach seinem Abitur an der Anne-Frank-Schule anstrebt: »Ich will entweder im kaufmännischen oder im pädagogischen Bereich arbeiten.« Genutzt hat er das von der Unternehmensberatung Jürgen Hort (Hamburg) entwickelte Programm gestern trotzdem. Mit erstaunlichem Erfolg: Der Computer spuckte genau die Berufe aus, die Alexander Wilczek vorschwebten.
Der »Berufsnavigator« wurde vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall finanziert und in der Startphase an nordrhein-westfälischen Gymnasien und Gesamtschulen getestet. An der Anne-Frank-Schule wurde er auf Initiative des Unternehmerverbandes aufgebaut. Der Einsatz für die Klassen elf und zwölf dauert anderthalb Tage, in denen sich Gruppen von drei bis vier Schülern zunächst gegenseitig beurteilen. Anhand von 50 vorgegebenen Merkmalen werden die Persönlichkeit, Fähigkeiten und Eignungen abgefragt. Dazu gehören Bildung, Führungsfähigkeit, Intelligenz, Lernfähigkeit, Motivation, Soziale Kompetenz, Belastbarkeit oder Kreativität. »Es ist wichtig, dass sich die Schüler gut kennen, damit sie sich richtig einschätzen können«, sagt Diplom-Psychologin Wiebke Kenkel von der Unternehmensberatung Jürgen Hort. Im Anschluss vergleicht der Berufsnavigator die erstellten Schülerprofile mit den Beschreibungen der gespeicherten Studiengänge und Berufe für Abiturienten. Die Schüler erhalten dann Vorschläge mit den für sie geeigneten Berufen, die ihnen in einem nachfolgenden Beratungsgespräch erläutert werden.
Helmut Flöttmann, Ausbildungsleiter beim Gütersloher Hausgerätehersteller Miele, hält den Einsatz des Berufsnavigators für richtig. Er hat die Erfahrung gemacht, dass sich viele Jugendliche nicht richtig einschätzen können. »Es gibt Hauptschüler, die Unternehmensberater werden wollen, obwohl diese Berufswahl für sie wahrscheinlich nicht realistisch ist«, sagt der Experte. Diese Fehleinschätzungen machten den Firmen zu schaffen. Der Berufsnavigator sei ein gutes Hilfsmittel, um zu zeigen, welche Fähigkeiten man habe.

Artikel vom 09.12.2004