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Dozent liegt
mit VHS
im Clinch

Ärger um Absage von Vortrag

Von Michael Delker
Gütersloh (WB). Auf die Gütersloher VHS ist Detlef Münch überhaupt nicht gut zu sprechen. »Seit 15 Jahren halte ich Vorträge an nordrhein-westfälischen Volkshochschulen«, sagt der Diplom-Chemiker aus Dortmund, »aber so etwas ist mir noch nie passiert. Die extrem kurzfristige Absage meines Vortrags ist nicht nur eine Unverschämtheit, sondern auch an Dreistigkeit kaum zu überbieten.«

Stein des Anstoßes ist der Vortrag »Mit dem Fahrrad zum Nordkap«, den Münch eigentlich am heutigen Donnerstag im Auftrag der Gütersloher VHS halten sollte. 7500 Kilometer in 38 Tagen hatte der Dortmunder vor einigen Jahren mit dem Drahtesel absolviert. Einen Vortrag machte er aus der Tour, um für den sanften Tourismus zu werben.
Der heimischen Volkshochschule hat Münch nach eigener Aussage im Herbst vergangenen Jahres ein Angebot gemacht, das im Frühjahr angenommen wurde. Anschließend hörte er nichts mehr aus Gütersloh. »Am vergangenen Samstag habe ich dann eine E-Mail geschickt und darum gebeten, mir den Vertrag und einen Plan für die Anfahrt zu schicken«, berichtet der 41-Jährige. Der Plan sei ihm am Montagmorgen zugefaxt worden. Um 15.50 Uhr habe er am selben Tag dann ein weiteres Fax von der VHS Gütersloh bekommen - mit der Mitteilung, dass der Vortrag wegen »der angespannten Haushaltslage« kurzfristig abgesagt werden müsse. Münch ist verärgert: »Wegen meiner Zusage für Gütersloh musste ich in der vergangenen Woche kurzfristig das Angebot einer anderen VHS ablehnen. Mein Vortrag bei der VHS Bocholt lockte Ende November immerhin 45 Teilnehmer, deshalb ist die Gütersloher Absage besonders aus finanziellen Gründen völlig unverständlich.«
Üblich sei, dass der Dozent eine Woche vor dem Vortrag einen Vertrag bekomme, in dem auch das Ausfallhonorar geregelt sei. »Dies hat die VHS Gütersloh wohl bewusst unterlassen, um flexibler mit Dozenten umspringen zu können, was für mich an Betrug grenzt«, so Münch.
»Die VHS geht grundsätzlich keine festen Vereinbarungen mit freien Dozenten ein«, weist VHS-Leiterin Dr. Birgit Osterwald die Vorwürfe zurück. Darum gebe auch keine Verpflichtungen gegenüber Detlef Münch. Die VHS habe wegen der äußerst zurückhaltenden Resonanz abgesagt. Bis zum Tag der Absage habe gerade eine Anmeldung vorgelegen. »Erfahrungsgemäß kommen zu solchen Veranstaltungen dann noch ein, zwei Leute spontan. Das war es aber auch«, sagt Osterwald. Für zwei bis drei Zuhörer könne jedoch kein vorgeheizter Versammlungsraum bereit gehalten werden: »Das haben wir in der Vergangenheit schon mal aus Kulanz gemacht. Doch dafür fehlt uns heute der finanzielle Spielraum.«

Artikel vom 09.12.2004