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Drogensüchtige Mutter geht auf Diebestour

Kranke Oma betreut Zwillinge von zwei Jahren - Angeklagte muss für neun Monate in Haft


Herford (cl). Zum ersten Mal seit vier Monaten sah die Herforderin Ramona F. (Name geändert) ihre beiden zweieinhalb Jahre alten Zwillinge wieder - auf dem Gang vor Saal 1 des Amtsgerichts, wo sie in Handschellen aus der Strafhaft zur nächsten Verhandlung vorgeführt wurde. Die Kinder kamen auch in der JVA zur Welt, was ein Glück war, denn so verbrachte sie einen Teil der Schwangerschaft ohne Heroinkonsum. Jetzt kümmert sich die Oma um die Kinder, sie ist aber an drei Tagen wegen Dialyse verhindert.
Ramona F. hatte vier Ladendiebstähle von Zigaretten im Gesamtwert von 198 Euro im Juli und August zu verantworten, dazu eine ganz üble Geschichte: Am 26. Juli stürzte eine ältere Dame in der Fußgängerzone, die Angeklagte half ihr zunächst und brachte scheinbar auch die Handtasche zum Rettungswagen, steckte sie aber dann in ihren Rucksack.
Richterin Alexandra Sykulla hielt der gelernten Kinderpflegerin vor: »Am 11. Juni, ihrem 25. Geburtstag, habe ich acht Monate wegen gewerbsmäßigem Diebstahl zur Bewährung ausgesetzt, weil sie einen ganz vernünftigen Eindruck auf mich machten. Nur wenige Wochen später fallen sie mit weiteren Straftaten auf.« Die Erklärung: Kurz danach schaffte es die Angeklagte nicht rechtzeitig zum Arzt, der sie mit Methadon substituiert, wurde rückfällig und flog aus dem Programm.
Zuerst wurde die Bewährung widerrufen, Ramona F. lehnt grundsätzlich Zweidrittelentlassungen ab und wird die acht Monate voll verbüßen, anschließend werden die neun Monate vollstreckt, die jetzt dazu kamen.
In der JVA hat sie jetzt wenigstens Kontakt zu einer Gesprächsgruppe für Drogensüchtige aufgenommen, eine Haftaussetzung zugunsten einer stationären Entzugstherapie hatte sie bislang nie gewollt. Nach einem guten Gesamtschulabschluss war sie durch einen Freund an Drogen geraten und hat ihr Leben seither völlig verkorkst.

Artikel vom 10.12.2004