09.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Abrissbagger nagt
an der alten Brennerei

Auf dem König-Gelände beginnen die Arbeiten

Steinhagen (anb). 18 Meter hoch reckt es sich seit 35 Jahren in den Steinhagener Himmel - doch in einigen Tagen wird von dem Tanklager der alten Brennerei König nichts mehr übrig sein. Die Abrissarbeiten auf dem ehemaligen Firmengelände an der Brockhagener Straße haben gerade begonnen. Erste Schritte auf dem Weg ins neue Wohnquartier am Pulverbach, das hier entstehen soll.

70 Wohneinheiten - Einfamilien- und Doppelhäuser vorwiegend, wenige Mehrfamilienhäuser, etwa für Altenwohnungen - will die TVW-Grundstücksgesellschaft mbH & Co. KG, maßgeblich die Steinhagener Unternehmer Twelmeier und Vollmer, wie mehrfach ausführlich berichtet auf dem 5,4 Hektar großen Areal bauen. Im kommenden Jahr werden die Pläne die Baureife erlangen, derzeit läuft die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange. Und derzeit sind eben auch die ersten Arbeiten auf dem Gelände selbst im Gange.
Ein Schuppen ist bereits dem Erdboden gleichgemacht worden, die sieben Mitarbeiter der Gütersloher Firma Hagedorn bereiten jetzt den Abbruch des höchsten Bauwerks auf dem Gelände, des Tanklagers, vor. Fassadenteile sind schon demontiert, zwei Kilometer an Rohrleitungen von und zu den Tanks, müssen abgeschraubt werden. Und Markus Kickert nimmt mit seinem 50 Tonnen schweren Bagger die Stahlträger der Dachkonstruktion in die Abbruchzange. Denn erst einmal gilt es, vermutlich von Freitag an, die 19 großen Stahltanks aus dem vier Etagen hohen Gebäude zu hieven.
»Jeder dieser Tanks hat ein Fassungsvermögen von 90 000 Litern«, erklärt Nils Twelmeier, Geschäftsführer der TVW-Grundstücksgesellschaft. Der fertige Schnaps wurde hier gelagert, eine Vierteljahresproduktion. Etiketten wie »Alte Ernte« oder »Bärenjäger« prangen noch an den Stahlkolossen - bis die Brennerei Schwarze & Schlichte vor einem Jahr die Abfüllung nach Rinteln verlegte, waren sie schließlich noch in Betrieb. Sechs Edelstahltanks werden der Weiterverwendung zugeführt, der Rest verschrottet. Ebenso wie die 140 Tonnen an Stahlträgern, -treppen und -zwischenböden aus dem Gebäude selbst. »Wir werden den Stahl den Rohstoffmarkt zuführen. Dort werden zurzeit so gute Preise erzielt, dass wir den Abriss kostenneutral gestalten können«, erläutert Nils Twelmeier.
Nicht nur das 30 Meter lange Tanklager, das zwischen 1969 und 71 gebaut wurde, sondern auch das benachbarte, 1500 Quadratmeter große Zolllager werden in den kommenden zwei Wochen von der Bildfläche verschwinden. Doch bis sich die Optik des Geländes endgültig ändert, gehen noch Monate ins Land. Erst im Frühjahr ist der Rest an der Reihe - mit Ausnahme des denkmalgeschützten Gebäudes mit den beiden Türmchen an der Brockhagener Straße, in dem Schwarze & Schlichte noch seine Destillation betreibt. »Insgesamt müssen wir 100 000 Kubikmeter umbauten Raum abreißen. Dazu kommt das Aufbrechen der versiegelten Flächen. Von 5,6 Hektar sind 70 Prozent versiegelt«, so Twelmeier.
Komplikationen beim Abbruch oder sogar Altlasten erwartet der Unternehmer nicht. Zum einen liegt die Brennerei im Trinkwasserschutzgebiet - vier Brunnen sind noch immer in Betrieb -, zum anderen bestehen die Gebäude relativ sortenrein, so Twelmeier, aus Beton, Steinen und Stahl, die dann getrennt von einander der Entsorgung oder Weiterverarbeitung zugeführt werden müssen.

Artikel vom 09.12.2004