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Der Torjäger legt gern auf

Alex Löbe ist die Quote egal

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Für Pavel Dotchev war es die Szene des Spiels. »Das war total uneigennützig vom Alex. So etwas macht in dieser Situation nicht jeder Stürmer.« Paderborns Trainer meinte die Vorgeschichte zum dritten und letzten SCP-Tor beim 3:0 (1:0)-Sieg über den KFC Uerdingen 05.

Das fiel in Minute 71. Der Wegbereiter hieß Guido Spork, aufgelegt hatte Alexander Löbe, Nutznießer war Daniel Cartus. Drei Stationen bis zum dritten Tor und zur endgültigen Entscheidung - ein toller Treffer, den Löbe allerdings auch selbst hätte machen können. Allein vor Sokolov, ging der Ex-Wattenscheider lieber auf Nummer sicher, legte das Leder quer und »Carte« musste den Ball nur noch einschieben. Für Dotchev war dieser Spielzug ein weiteres Indiz dafür, dass die Mannschaft die Philosophie des Trainers jetzt auch auf dem Rasen konsequent umsetzt: Nur gemeinsam ist der SCP stark, nur als Team erreicht die Elf ihr Ziel.
Für Löbe eine Selbstverständlichkeit: »Carte muss den Ball in so einer Situation immer kriegen. Wir wollen aufsteigen und da ist meine Quote völlig egal. Was nutzen mir 16 Tore, wenn wir am Ende Vierter werden?« Im Vorjahr nutzten der SG Wattenscheid 09 sogar 19 Löbe-Tore nichts, der Traditionsklub stieg trotzdem in die Oberliga ab.
So mäßig ist Löbes Quote bei genauerem Hinsehen auch gar nicht. In der Meisterschaft traf er fünfmal, bereitete vier weitere Treffer vor und lochte auch in den DFB-Pokalspielen ein. Gegen den MSV Duisburg zur 1:0-Führung, gegen den SC Freiburg in letzter Sekunde zum 1:1-Ausgleich.
Die mannschaftliche Geschlossenheit führt auch Löbe als Hauptgrund für die Erfolge in der Hinrunde an. »Wir funktionieren als Team super. Sonst hätten wir die Rückschläge nicht so weg gesteckt.« Damit spielt der 32-Jährige nicht nur auf das 0:6 in Dortmund an, sondern auch auf das »Aus« im Pokal: »Das unglückliche 3:6 nach Elfmeterschießen gegen Freiburg war emotional nicht einfach zu verarbeiten.«
Ganz schwer wird auch die Rückrunde. Wie stark der Kader des SC Paderborn 07 in der Breite besetzt ist, bewiesen die vergangenen Wochen. Die verletzungsbedingt wochenlangen Ausfälle von René Müller oder Georgi Donkov steckte das Team genauso weg, wie die langen Sperren für Benjamin Schüßler oder Michael Lorenz.
Doch zum Rest-Rückrundenauftakt gegen den Wuppertaler SV (19. Februar, Löns-Stadion) werden wahrscheinlich alle wieder dabei sein und genau da werden die Probleme beginnen, zumal der SCP in der Winterpause personell noch nachrüsten wird. Hinter den Kulissen wird ein noch härteres Gerangel um die Plätze in der ersten Elf beginnen. »Dann kann es ganz leicht passieren, dass unsere prima Atmosphäre in den Keller sinkt«, warnt Löbe.
Zurzeit ist aber alles bestens, entsprechend gelassen geht's zum letzten Spiel nach Berlin. Dort fällt am Samstag auch die »Entscheidung« im internen Tor-Duell zwischen Löbe und Cartus. Denn bei aller Freude über den dritten Paderborner Treffer verweist »Carte« auf das 2:0. Da waren die Rollen genau vertauscht, Cartus flankte und Löbe traf: »Jetzt steht's 1:1, nach dem Hertha-Spiel wird abgerechnet.«

Artikel vom 07.12.2004