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Freiwillig anderen Menschen helfen

Ehrenamtspreis der Stadt an »Tafelrunde« und Ruanda-Projekt übergeben

Bad Oeynhausen (WB/hil). Sie sind das »soziale Kapital« der Gesellschaft. Ohne ihr freiwilliges Engagement ginge es vielen Menschen schlechter. Ihre Arbeit verdient hohes Lob und öffentliche Anerkennung - und die bekamen sie am Sonntagabend im Rathaus. Die Organisatoren der »Tafelrunde« der freikirchlichen Gemeinde und das Ruanda-Projekt am Schulzentrum Süd haben den Ehrenamtspreis bekommen.

Zum zweiten Mal wurde der »Ehrenpreis für bürgerliches Engagement« vergeben. Im vergangenen Jahr bekamen den die Gemeindehelfer aus Bergkirchen, die Helfer des Stadtarchivs und Erwin Mattegiet vom Naturschutzbund. In diesem Jahr sind gleich acht Vorschläge gemacht worden, an all jenen Projekten beteiligt sind 100 Bürger. Eine unabhängige Jury hatte sich schließlich für zwei, für die »Tafelrunde« und das Ruanda-Projekt, entschieden.
In den Sitzungssaal des Rathauses hatte Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann zur Übergabe der Urkunden geladen. Das Gitarren-Ensemble der Musikschule unter der Leitung von Klaus Schindler umrahmte die festliche Veranstaltung. Diese sollte den Blick auf die Bürger lenken, die sich für ihre Mitmenschen oder eine ihnen wichtige Sache einsetzen, ohne irgendwelche persönlichen Vorteile daraus ziehen zu wollen. »Endlich einmal können wir gemeinsam die Tätigkeiten von Menschen stärker in den Mittelpunkt stellen, die von ihrem Wirken sonst nicht viel Aufheben machen«, sagte Mueller-Zahlmann. Eine Gesellschaft ohne ehrenamtlich Tätige wäre undenkbar, die Freiwilligenarbeit sei unbedingt notwendig. Mueller-Zahlmann: »Besonders freue ich mich darüber, dass so viele junge Menschen hier im Mittelpunkt stehen. In ihrer freien Zeit, selbst in den Ferien, sind sie aktiv, um Mitmenschen zu helfen.« Der Bürgermeister lobte deren vorbildlichen, hilfstätigen Beitrag für das gesellschaftliche Klima in Deutschland. Dieser Vorbild-Charakter beträfe sämtliche ehrenamtlich Tätigen in der Stadt Bad Oeynhausen.
So auch die 100 Bürger der acht vorgeschlagenen Projekte, die auf zahlreichen Gebieten freiwillig und für das Gemeinwohl aktiv sind: im gesundheitlich-präventiven Bereich, für soziale und nachbarschaftliche Belange, in der Pflege und Unterhaltung von Einrichtungen, die der Allgemeinheit dienen, in der Kinder- und die Jugendarbeit, im kulturellen Bereich, in der kirchlichen Gemeinde sowie in der Eine-Welt-Arbeit mit Afrika. Wer in diesem Jahr nicht zu den von der Jury auserwählten Preisträgern gehört, hat jedoch weiterhin die Chance, für die kommenden Preisvergaben vorgeschlagen zu werden. Mueller-Zahlmann: »Wie man spürt, wenden sich viele Bürger wieder stärker ihren Mitmenschen zu. Neue und alte Werte rücken in den Vordergrund: soziale Offenheit und Gleichberechtigung, Bindung, Fairness und Achtung vor der Schöpfung. Was zählt, das ist moralische Substanz.« Und weiter: »Freiwillige Arbeit benötigt Rahmenbedingungen, die nicht durch unnötige bürokratische Auflagen reglementieren und hemmen, sondern die diese Arbeit schützen und ermöglichen. Ehrenamtliche brauchen bessere Unterstützung und vor allem mehr Anerkennung.« Die Preisvergabe sollte deshalb nicht nur Dank, sondern auch Motivation für die Zukunft sein.
Das Ruanda-Projekt ging vor zehn Jahren aus einer Initiative der Klasse 8 b der Realschule Süd unter der Leitung des Lehrers Werner Eyßer hervor. Ziel war, einer Primarschule in der Ortschaft Ruli in Ruanda mit Spenden zu helfen. Die Initiative weitete sich schnell aus, und die erste Reise nach Ruanda wurde angetreten. Zehn Besuche hat es seitdem gegeben, und das gesamte Schulzentrum unterstützt mittlerweile das Hilfsprojekt, das mit dem Motto »Dem Frieden eine Chance« überschrieben ist. Als Dank für dieses Engagement konnten Werner Eyßer und stellvertretend für die Schüler Tabea Wallis und Kornelius Rahlmeier die Urkunde und einen Scheck über 2 000 Euro entgegennehmen.
Vor sechs Jahren startete die Sozialarbeit »Tafelrunde« der freikirchlichen Gemeinde. Obdachlosen und von Sozialzuwendungen abhängige Menschen bekommen in der Begegnungsstätte neben der Christuskirche Lebensmittel, eine warme Mahlzeit und Kleidung - alles unentgeltlich. Von Anfang an hatte das Gespräch mit diesen Menschen ganz hohe Priorität. Im Laufe der Zeit haben sogar einige Besucher sich so interessiert an der Arbeit gezeigt, dass sie heute selbst zum Mitarbeiterteam gehören. So sind sie in die Arbeit, Vorbereitungen und Durchführungen der Treffen beteiligt und integriert. Dass sie in dieser Weise spüren, gebraucht zu werden, fördert ihr Selbstwertgefühl und macht das Leben auch für sie selbst ein Stück lebenswerter. Als Vertreter der »Tafelrunde« bekamen Walter Valdorf und Uwe Schneider die Urkunde und den Scheck über ebenfalls 2 000 Euro.

Artikel vom 07.12.2004