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Im Sommer stanken die Gossen

WV-Serie »Delbrück - damals und heute«: Diesmal untere Lange Straße

Delbrück (spi). Die Lange Straße war und ist zweifellos Delbrücks Hauptschlagader. In einem weiteren Teil der in unregelmäßigen Abständen erscheinenden WV-Serie »Delbrück - gestern und heute« geht es diesmal um den unteren Teil der Lange Straße vom Alten Markt/Ecke Thülecke aus gesehen.

Das oben abgebildete Foto stammt vermutlich aus dem ersten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts. Von Fahrzeugen ist weit und breit nichts zu sehen. Deutlich zu erkennen sind dagegen die typischen Gossen, die es überall gab. Das Regenwasser und das sonst im Haus verbrauchte Wasser wurde in diesen Gossen, die auf beiden Seiten der Straße verliefen, aufgenommen und teilweile in offenen Abzugskanälen, die auch durch die Keller der Wohnhäuser verliefen, abgeführt, »und oftmals belästigten sie die Anwohner durch allerlei Gerüche« - so jedenfalls steht's im Bildband »Delbrück in alten Ansichten« (Meinolf Protte; 1977/1995). Durch den Bau der Kanalisation in den frühen 30er Jahren konnte der unhygienische Zustand der oberirdischen Abflüsse schließlich weitestgehend beendet werden. Insbesondere in den Sommermonaten soll es zuvor oft ganz erbärmlich gestunken haben im Städtchen. Allerdings war das natürlich kein »Delbrücker Phänomen«, sondern normal.
Ganz links ist ein Teil des ehemaligen Hauses Lewerken (Pumann) zu erkennen, weiter geht es mit dem Haus Epping (»Karlchen«) und noch mal Epping (damals unter anderem Kornhaus, Futtermittelhandel). Etwas weiter fällt der Blick auf das Haus Neukirch (Jennebach), das in späteren Jahren unter anderem den Friseur Brand sowie das Tapetengeschäft Scheller beherbergte.
Auf der anderen Straßenseite ganz hinten stand das Haus Ahlers. An dieser Stelle befindet sich längst der Einmündungsbereich Marktstraße/Lange Straße. Ein Haus weiter: Fleischerei Voss, danach kamen das Haus Sinnemann sowie das von einer Mauer umschlossene Krankenhaus. Dieser Bereich der Lange Straße hat sich bekanntlich besonders stark verändert.
Es schließen sich weiter an: Haus Kleine (Gaststätte Kleine-Holländer), die alte Vikarie (später Lewerken), dann Gaststätte Gocken-Deele (Gocken »Pümmel«; er fuhr den Totenwagen bei Beerdigungen) sowie ganz rechts »Ottlips Lieschen«, damals wie heute teilweise gastronomisch genutzt.
Apropos Gaststätten: In jeder Kleinstadt gab es damals viele Gasthäuser - auch in Delbrück. Manche Kneipen öffneten nur an Sonn- und Feiertagen nach den Gottesdiensten, andere waren dagegen eigentlich täglich geöffnet, darunter auch Kleine, Gocken und Lieschen. Am Kirchplatz gab es allein etwa fünf, sechs Gasthäuser.
Lang ist's her. . .

Artikel vom 07.12.2004