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»Im Osten sehr bekannt, weil
wir etwas für die Leute tun«

Stalag 326: Werner Busch ist ständig unterwegs

Von Monika Schönfeld
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Die Türen der Verständigung und Aussöhnung stehen offen. »Wir erleben so etwas wie die Umkehrung der Geschichte. Eigentlich müssten wir dankbar sein, dass die Überlebenden des Kriegsgefangenenlagers und die Angehörigen noch mit uns reden. Statt dessen sind sie unheimlich froh, dass hier geforscht und der Friedhof gepflegt wird.«

Werner Busch, Vorsitzender der Dokumentationsstätte Stalag 326 ist schon wieder auf dem Sprung in Sachen Verständigung und Aussöhnung. Auf Einladung des Komitees für Archive und Archivangelegenheiten beim Ministerrat der Republik Belarus fliegt Werner Busch am Montag nach Minsk. Dr. Reinhard Otto, der die Hälfte seiner Arbeitszeit für die Dokumentationsstätte auf dem Gelände des Instituts für Aus- und Fortbildung der Polizei aufwendet, die andere Hälfte für die Aufnahme der Archivmaterialien, hat einen Beitrag in der wissenschaftlichen Arbeit »Lager Sowjetischer Kriegsgefangener in Belarus 1941 bis 1945« veröffentlicht. Für die Weißrussen hat die Vergangenheitsforschung einen dermaßen hohen Stellenwert, dass die Hauptveranstaltung von Freitag auf Donnerstag vorverlegt worden ist, weil Werner Busch bereits am Freitag zurück nach Deutschland muss.
In der Dokumentationsstätte Stalag 326 IV Stukenbrock-Senne werden die Daten von Personenzetteln aus Moskau, Minsk, der Ukraine und auch Deutschland gesammelt. 230 000 Daten von Personen sind bereits erfasst, 200 000 weitere warten darauf, ins Archiv aufgenommen zu werden. »Wir machen das für die Menschen. Stukenbrock ist im Osten sehr bekannt, weil wir etwas für ihre Leute tun.«
So bekommt Werner Busch teils persönliche Briefe von Angehörigen, die ihn darum bitten, Blumen aufs Grab zu legen. Und er bekommt Anrufe von Familien und Unternehmen aus der Region, die einst Kriegsgefangene beschäftigten. Sie bieten der Dokumentationsstätte kleine Kästchen, Drehteller, geschnitztes Besteck und andere Kunstgegenstände an, die die Gefangenen aus einfachen Materialien herstellten, um sie bei den Bürgern gegen Nahrungsmittel einzutauschen.
www.stalag326-senne.de

Artikel vom 07.12.2004