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Ein Mann für jede Tonart

Bei Claus Brinkmann spielen Bands aus der Region ihre Lieder ein

Von Silke Schade (Text und Foto)
Löhne-Gohfeld (LZ). Ein schriller Ton dringt aus den Lautsprechern. Claus Brinkmann schreckt auf, dreht den Regler herunter. Ein kurzer Blick durch die Glasscheibe. Sänger Tobi fängt sich Kritik ein: »Willst du in das Mikro kriechen? Ein halber Meter Abstand muss sein.«

In seinem Gohfelder Tonstudio hat Claus Brinkmann schiefen Tönen den Kampf angesagt. In seiner Freizeit bewahrt der 37-Jährige den Überblick über verworrene Kabelknäuel und eine Unzahl an den Laien verwirrenden Knöpfen. An seinem Mischpult setzt er Gesangs- und Instrumentalparts zusammen, merzt gelegentlich Unbrauchbares aus. Anschließend wird das qualitativ Aufbereitete auf eine CD oder auf Schallplatten übertragen.
Der Exteraner ist der Hobby-Tonmeister, dem die Bands aus der Region vertrauen. »2XS« aus Bad Oeynhausen hat ihre Visitenkarte bei ihm bereits abgegeben, »Soulgate« aus Lemgo schaute auch schon rein, und an diesem Wochenende spielt die vierköpfige Punk-Band »Vis« aus Löhne ihr neues Album ein. »Vis«, das kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Kraft.
Die Kraft der zwei Herzen braucht auch Claus Brinkmann, der hauptberuflich im Begegnungszentrum Druckerei in Bad Oeynhausen angestellt ist. Seiner Meinung nach muss ein Tontechniker nicht nur Handwerker, sondern auch Psychologe sein. »Es ist wichtig, dass die Chemie zwischen Produzent und Künstler stimmt«, findet der 37-Jährige. Denn wenn der Musiker zum zehnten Mal die selbe Strophe wiederholt, muss wenigstens einer die Nerven behalten. Am Mischpult ist das einfacher als am Mikrofon. Will es nicht recht vorangehen, schiebt der Hausherr eine Kaffeepause ein.
Claus Brinkmann hat viel zu erzählen. Neben seinem Arbeitsplatz steht sein erstes Keyboard, an der Wand hängt eine Zeichnung mit seinem Konterfei. Früher spielte er selbst als Gitarrist in der Pop-Band »Forest Four«. »Als Musiker hat man nie viel Geld«, erinnert er sich. Das erste Album hat er damals selbstständig auf Vinyl gebannt. Das nötige Wissen holte er sich aus Fachbüchern.
Aus seiner Musikmischanlage ist mittlerweile ein 70 Quadratmeter großes Projektstudio geworden. Ein kleines Vermögen steckt in der Tonwerkstatt. Die genaue Adresse gibt er deshalb nicht gerne bekannt. Zu groß ist die Angst vor Einbrechern, zu tief sitzt seine Leidenschaft für sein Hobby: »Es macht Spaß, aus einzelnen Melodien ein Ganzes entstehen zu lassen und stolz, das fertige Werk in den Händen zu halten.«

Artikel vom 07.12.2004