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Zwischen Genie
und Wahnsinn

Uhlen meistert Gratwanderung

Lübbecke (sg). Wie nah Genie und Wahnsinn beisammen liegen, zeigt David Auburns »Der Beweis«. Am Sonntag war das vielfach ausgezeichnete zeitgenössische Drama in der Stadthalle zu sehen. Mit dabei die prominente Schauspielerin Susanne Uhlen, die eine schwierige Charakterrolle meisterte.

»Ich habe mich mittlerweile auf solche Rollen spezialisiert. Es sind meist schwierige, seelisch verletzte Frauen wie schon in dem Stück ÝDer Tod und das MädchenÜ, die ich verkörpere«, verrät sie. »Das Stück habe ich mir ausgesucht, weil es spannend und modern ist. Zudem stellt es sehr gut die Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn dar.« Obwohl die Rolle der Catherine sowohl körperlich als auch psychisch sehr anstrengend sei, freue sie sich jeden Abend wieder auf das Spiel, erklärt die erfahrene Künstlerin.
Sehr überzeugend auch Gerhard Friedrich in seiner Rolle als Vater, der mehr und mehr sein Gedächtnis und somit auch seine Identität verliert. Zum Stück: An ihrem Geburtstag erscheint Catherine ihr kürzlich verstorbener Vater Robert, ein berühmter Mathematiker. Mehrere Jahre hatte Catherine, von ihrer Schwester Claire (Ruth Elisabeth Spichtig) lediglich finanziell unterstützt, ihren Vater gepflegt. Zwar hatte sie ihre eigene Karriere als Mathematikerin zurückgestellt, doch ihr Talent nicht verkümmern lassen, sondern an einem mathematischen Beweis bezüglich des faszinierenden Themas »Primzahlen« gearbeitet. Die Pflege des verwirrten Mannes vereinnahmte Catherine so sehr, dass nach dessen Tod Leere, Verzweiflung und die unbezähmbare Angst, an der selben Krankheit leiden zu können, in ihr aufkeimen. Claire, ebenfalls begabt, doch voller Neid auf die talentierte Schwester, ist in der schweren Phase wenig hilfreich. Vielmehr nährt sie die Angst und versucht, die Kontrolle über Catherines Leben zu bekommen.
Auch Hal (Ralph Martin), ehemals Student des Vaters und frische Liebe von Catherine, erweist sich nicht als Hilfe. Er lässt sich von Unsicherheit gegenüber der vermuteten Krankheit und Ungläubigkeit leiten, als Catherine behauptet, den »Beweis« erbracht zu haben. In Rückblenden erfährt der Zuschauer die Wahrheit.

Artikel vom 07.12.2004