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Üble Masche
mit Provisionen

2,1 Millionen-Betrug mit Verträgen

Von Uwe Koch
Herford/Hiddenhausen (HK). Ein Industriekaufmann aus Hiddenhausen soll zwei große deutsche Versicherungsgesellschaften um 2,125 Millionen Euro betrogen haben. Staatsanwältin Sandra Veit hat den 52-jährigen Mann jetzt unter Anklage gestellt. Ein Termin für die Hauptverhandlung vor dem Landgericht Bielefeld steht allerdings noch nicht fest.

Für den so genannten »Strukturvertrieb von Versicherungen und Beteiligungen an Beteiligungsgesellschaften« hatte der Hiddenhausener Mitte 2001 ein Unternehmen mit dem wohlklingenden Namen »World Concord Marketing GmbH (WCM)« gegründet, sagte Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann am Montag bei der Vorstellung der Anklageschrift.
Von Juli 2001 bis November 2002 habe sich der Industriekaufmann dann eine ungewöhnliche Gepflogenheit unter großen deutschen Versicherungsunternehmen zunutze gemacht: Da Provisionen auf Versicherungsverträge häufig vorab ausgezahlt werden, habe Ulrich K. dann in 86 Fällen zwar die Gelder kassiert, allerdings nicht den Gegenwert - also gültige Versicherungsverträge beigebracht.
K. habe zunächst Untervermittler geworben, habe mit denen ein ausgeklügeltes Betrugssystem verabredet: Zum Schein seien Verträge abgeschlossen worden, die jedoch nur wenige Monate erfüllt werden sollten. Die Untervermittler, die gleichsam als Strohleute fungierten, bekamen von Ulrich K. geringe Beträge der Provisionen. Diese Untervermittler selbst engagierten wiederum Subunternehmer, die laut Pollmann ihrerseits das System weiter praktizierten. Als Provisionen sollen je Vertrag Summen zwischen 1 000 und 6 000 Euro ausgezahlt worden sein. Insgesamt kam es durch zwei allzu gutgläubige deutsche Versicherungskonzerne zu 86 Auszahlungen. Dabei waren, so Pollmann, »857 Verträge angestoßen worden«. Weitere Ermittlungen reichen bis nach Süddeutschland, sagte der Oberstaatsanwalt gestern, da die Firma des Hiddenhauseners dort eine Zweigniederlassung hatte.
Die beiden geschädigten Versicherungskonzerne hatten das Strafverfahren gegen Ulrich K. übrigens nicht ins Rollen gebracht. Die Ermittlungen waren nach Geldwäsche-Kontrollen von Banken initiiert worden.

Artikel vom 07.12.2004