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Die neue »Ausgeglichenheit«

Kleine Ursachen für klare Resultate - Beck: »Haben uns lächerlich gemacht«

Von Gunnar Feicht (Text und Foto)
Altkreis (WB). 26:35-Schlappe beim TSV Hahlen - und dennoch sagte SF Loxtens Obmann Horst Grube hinterher: »Im Rückspiel sind die durchaus zu packen.« Nur beschönigende Worte eines guten »Verkäufers«? Durchaus nicht: Die laufende Handballsaison liefert jede Menge Beispiele dafür, dass im modernen Handball deutliche Spielergebnisse nicht gegen die Einschätzung »eine ausgeglichene Liga« sprechen müssen.

Da hängt die viel zitierte Tagesform oft von einzelnen Faktoren ab. Beispiel Spvg. Versmold: Beim 8:12-Rückstand in der ersten Hälfte sah es gegen Hohne/Lengerich schon zappenduster aus. Aber die Rückkehr des zuvor sechs Wochen gesperrten Sven Horstmann, eines Kämpfers, der zupacken kann, machte auf einmal ungeahnte Kräfte frei. »Ich wusste, dass der brennt - wenn nicht nach der langen Zwangspause, wann dann?«, grinste Trainer Berni Kempa hinterher.
Dass Versmold mit dem 31:24 die rote Laterne wieder abgab, war schließlich auch Joker Matthias Wehmöller zu verdanken. Torwartkollege Matthias Mense war gerade besser ins Spiel gekommen, weil sich auch die Spvg.-Deckung steigerte, da schickte Kempa den Polizei-Nationalspieler zum Siebenmeter aufs Feld: »Matze« parierte Strafwurf plus »Nachschuss« und hatte in der Folgezeit großen Anteil daran, dass Hohne/Lengerich völlig den Faden verlor.
Samstag können die Fleischstädter beim neuen Tabellenletzten DJK Sparta Münster II einen ganz großen Schritt Richtung Mittelfeld machen - dann hoffentlich wieder mit Karsten Tappmeier, vielleicht auch mit Frank Otte. Dass Münster Sonntag in Isselhorst mit 18:31 einging, wird Spvg.-Trainerfuchs Bernhard Kempa nicht in Sicherheit wiegen. Bis zum 8:8 (21.) war Münster gleichwertig, aber dann vernagelte der überragende TVI-Keeper Daniel Plum geradezu seinen Kasten. Ein Isselhorster Blitzstart nach der Pause vom 15:10 auf 18:11 (34.) stellte die Weichen auf Debakel für die Gäste.
Nach der bösen 26:42-Abfuhr bei Spvg. Steinhagen II war TSG Harsewinkels Bezirksliga-Coach Holger Beck »geladen«. Zu Details wollte er sich überhaupt nicht äußern, kündigte aber an: »Intern wird es in der kommenden Woche einiges zu klären geben. Wir haben uns lächerlich gemacht. Eigentlich dürfte keiner der Beteiligten in der Zeitung erwähnt werden.« Da wird sich auch der Ex-Haller Olav Schomakers über seine persönliche Quote von fünf Toren kaum gefreut haben ...
Spielabbrüche waren in der Fußballszene auf Kreisebene jahrelang (leider) fast an der Tagesordnung, der Handballspielbetrieb der Frauen erlebte in dieser Hinsicht Sonntag eine traurige Premiere (das WB berichtete Montag). Dass DJK Nottuln die letzten drei (!) Sekunden der Landesligapartie in Versmold nicht zu Ende spielte, dürfte sich allerdings für Verein und Trainer als folgenreiches Eigentor erweisen. Bezirksspielwartin Rita Klöpper wollte sich zwar gestern zum Sachverhalt nicht äußern, weil ihr der Spielbericht noch nicht vorlag. Sie schüttelte aber den Kopf: »Sowas ist mir in den vielen Jahren, seit ich mit Handball zu tun habe, noch nicht begegnet.« Weil sich nach Lage der Dinge Schiedsrichter, Kampfgericht und die Versmolder Beteiligten korrekt verhalten haben, spricht einiges für die Wertung 24:23 pro Versmold. Und wenn sich nachweisen lässt, dass der DJK-Trainer seine Mannschaft vorzeitig in die Kabine geschickt hat, droht ihm wohl auch eine persönliche Strafe.

Artikel vom 07.12.2004