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Schwebende Leichtigkeit

»Art de Chor« erwärmte beim Hospiz-Benefizkonzert

Von Hans-Joachim Chollet
Paderborn (WV). Zugunsten der Paderborner Hospizbewegung sang der »Art de Chor« am Samstagabend im Spielgelsaal des Neuhäuser Schlosses.

Es sei schon eine kleine Tradition, dass der hiesige »Art de Chor« das Benefizkonzert des »Ambulanten Hospizdienstes St. Johannisstift« unentgeltlich bestreite, wie der Vereinsvorsitzende Dr. Axel Stein in seiner Begrüßung dankbar feststellte, und auch Elsbeth Menneken, stellv. Bürgermeisterin, freute sich über das Engagement vor und hinter den Kulissen, die das zumeist ausgeblendete Thema des Sterbens und der Sterbebegleitung ins Bewusstsein der Öffentlichkeit tragen wollten, denn jede(r) bedürfe bis zum Tod menschlicher Nähe.
Schon bei seinen ersten Liedern bewies der »Art de Chor« - sieben Damen, vier Herren - wieder seine Klasse: Sichere Intonation, klare Artikulation, jene schwebende Leichtigkeit, die Chorsätze durchsichtig macht, ob es - schon programmatisch - zu Anfang Fridericis »Drei schöne Dinge« waren oder helltönend und zurückhaltend Morleys »April is in my Mistress' Face«. Unter der suggestiven Leitung von Thomas John entfaltete das auch solistisch sichere Vokalensemble in Desprez' »El Grillo« rhythmisch raffinierte Kantabilität, mischte in di Lassos »Audite nova« verbalen Witz hinein, verdeutlichte in Hasslers und Pitonis »Cantate Domino« klangliche Gegensätze und genoss selbst die unverbrauchte Melodiosität in Casalis »Ave Maria«. Der Dirigent gesellte sich zwischendurch zu Christine Hartlieb, Stefanie Neesen und Thomas Burgey, denn als »Quartett« gestalteten sie unter anderem Dowlands »Come again« sopranbetont und Sweelincks »Sing, Erde, sing« sanft verspielt.
Den Renaissance-Beispielen stellte der Chor Bachs Wunschkonzert-Ohrwurm »Air« ohne Worte gegenüber, gewann den ausgewählten Spirituals ihre spezielle Dynamik ab und beeindruckte mit drei Kompositionen von Max Reger durch bekennerhafte Andächtigkeit. Schließlich drei Adventslieder verhalten und schnörkellos, bevor »Adeste fideles« den chor(s)innigen Abschluss bildete. Begeisterter, nicht endenwollender Beifall für zwei Stunden schon festlich stimmender Chormusik, die mit Max Regers »Der Mond ist aufgegangen« noch eine Steigerung in der Intensität erfuhr.

Artikel vom 07.12.2004