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Herrlichkeit des
Herrn offenbart

Händels »Messias« am Abdinghof

Von Andrea Auffenberg
Paderborn (WV). Mit Georg Friedrich Händels großem Werk »Der Messias« wagte sich Kantor Martin Hoffmann in der voll besetzten Abdinghofkirche mit Stilkompetenz an das unbestritten bekannteste Oratorium des Komponisten.

Das von Charles Jennens verfasste Libretto ist unterteilt in drei Abschnitte, die gewöhnlich als »Geburt«, »Passion« und »Erlösung« bezeichnet werden. Kantor Hoffmann ließ die über zweieinhalb Stunden dauernde Verkündigungsmusik, welche durch die bildhafte Darstellung des Lebens Christi tiefe religiöse Empfindungen weckt, in einer leicht gekürzten Fassung in deutscher Sprache erklingen. Dabei bildeten die Kantorei der Abdinghofkirche zusammen mit der Jugendkantorei den imposanten, gut intonierten Chor, der durch die »Kammersolisten Am Abdinghof«, die »sinfonietta paderborn« sowie das Trompeten-Ensemble Elmar Büsse und Uwe Gasse perfekt proportionierte musikalische Unterstützung erhielt.
Lebhaft meisterte der Chor im ersten Teil die Verkündigung der Botschaft (»Denn die Herrlichkeit Gottes«), wobei sich die gut harmonisierenden Frauen- und Männerstimmen im weiteren Verlauf bis zum »Denn es ist uns ein Kind geboren« kraftvoll steigerten. Das konzentriert aufspielende Orchester unter Konzertmeisterin Anne-Claudia Renz arbeitete dabei durchweg die musikalischen Gegensätze in Dynamik und Dramatik heraus, wobei besonders die hell fließenden und teils auch energisch vorgetragenen Melodien der Violinen bestachen. Das berühmte „Halleluja“ beeindruckte durch den stimmlich ausgewogen sowie sicher intonierenden Chor und wurde vom gesamten Orchester mit Pauken und Trompeten eindringlich interpretiert.
Beim Solistenquartett ist zunächst Tenor Hans Hermann Jansen lobend hervorzuheben. Er hatte erst am Morgen erfahren, dass er für den erkrankten Stefan Hinssen einspringen sollte und sang seine zahlreichen Partien meist deklamatorisch präzise mit weichen, dezenten Crescendi sowie einfühlenden Koloraturen. Die tragende Altstimme von Schirin Partowi verlieh Arien wie »Doch wer wird ertragen« oder »Er ward verschmähet und verachtet« makellose Beweglichkeit.
Besonders das Duett »Er weidet seine Herde« zusammen mit Sopranistin Cornelie Isenbürger zeugte von inniger und ebenbürtiger Intensität der beiden Frauenstimmen. Gerade auch die Sopranarie »Erwach, frohlocke, o Tochter Zion« gefiel durch biegsame und klare Koloraturen. Stilsicher deklamierte auch Bass Werner Maxin seine Partien, der Arie »Sie schallt, die Posaun«, die durch ein vorzügliches Trompetensolo bereichert wurde, hauchte er mit kräftigem Timbre melodramatische Aspekte ein. Unter dem beherzten und zügigen Dirigat von Kantor Hoffmann entstand eine durch ihren emotional berührenden musikalischen Gestus überzeugende Interpretation. Dem lang anhaltenden Schlussapplaus folgte das »Halleluja« als Zugabe.

Artikel vom 07.12.2004