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23 000 Euro Nachzahlung drohen

Brennpunkt Sandkamp: Jetzt wird falsches Müllverhalten richtig teuer

Von Stefan Küppers
Halle (WB). Im sozialen Brennpunkt Sandkamp sind in diesem Jahr die Müllentsorgungskosten explodiert. Weil sich die Mehrzahl der Bewohner bislang kaum an Müllregeln gehalten hat, werden Nachzahlungen von 23 000 Euro fällig. Mit den vielen weiteren Problemen am Sandkamp befasst sich am morgigen Mittwoch der Sozialausschuss des Rates (17.30 Uhr im Rathaus).

Nachdem vor 15 Monaten der Rechtsanwalt Klaus Petri aus Lippstadt vom Gericht als Notverwalter eingesetzt wurde, und die Hausverwaltung-Firma seiner Frau das Gebäudemanagement übernahm, gelang es, das Chaos schrittweise zu ordnen. Doch trotz mancher Fortschritte gibt es auch immer wieder Rückschläge. Wie jetzt bei den Müllgebühren.
Im Voraus war nur für 18 Leerungen gezahlt worden, ein normaler Wert. Tatsächlich fallen in 2004 wohl 56 Leerungen an, die mit dem neuen Chip-System auch alle nachvollzogen werden können. Hintergrund ist die nach wie vor fehlende Mülltrennung bei den Bewohnern, was offenbar aus Gleichgültigkeit, aber auch fehlenden Deutschkenntnissen resultiert. Michael Göppinger von der Petri-Hausverwaltung hofft dennoch ein Entgegenkommen der Stadt: »Denn wenn die aufgrund der tatsächlichen Leerungen die Vorauszahlungen anhebt, werden wir Probleme bekommen.«
Der Müll ist dabei nur eine »Baustelle« auf dem Problemberg Sandkamp. Durch die chaotischen Verhältnisse bei Mietern und Eigentümern (siehe nebenstehenden Bericht) gibt es noch etwa 100 000 Euro Altschulden für Gas bei der TWO. Bei der Begleichung einer Gas-Nachforderung von 37 000 Euro in 2003 konnten sich Hausverwaltung und TWO einigen. Weil wenigstens die laufenden Zahlungen für Gas geleistet werden, scheint eine weitere Gassperre nicht zu drohen.
Von den 86 Wohnungen in den Häusern Nr. 25 und 27 stehen derzeit 28 leer. Gleichwohl wird ein Großteil von ihnen über die veraltete Zentralheizung mitbeheizt, weil defekte Heizkörper in den Wohnungen nicht repariert werden können. Göppinger: »Dafür fehlt uns einfach das Geld.«
Der Sandkamp bleibt für die Hausverwaltung eine Sisyphusarbeit. Einige Dinge sind gelungen wie die Reparatur von Briefkastenanlagen, das Streichen von Hausfluren, die Beseitigung von Müllbergen oder die Reparatur eines größeren Wasserschadens. In zwei ausgebrannten Wohnungen - hier lag mutmaßlich Brandstiftung von illegalen, unbekannten Bewohnern vor - wurden die Schäden behoben. Und die Hausverwaltung wertet es als Erfolg, dass nach der Kündigung der Wohngebäude- und Haftpflichtversicherung noch eine neue Versicherung gefunden wurde, wenngleich unter erhöhten Prämienzahlungen. Auch eine Fahrstuhlsanierung soll jetzt angepackt werden.
Die Verbesserung der Mieterstruktur ist ein erklärtes Ziel der Hausverwaltung. Sechs Mieter, die nicht gezahlt haben sollen, konnten per Räumungsklage aus dem Sandkamp entfernt werden. Bei weiteren sechs aber können Räumungsurteile nach Auskunft Göppingers nicht vollstreckt werden, weil das Geld für die Gerichtsvollzieher-Kosten (1500 bis 3000 Euro) fehlt. Göppinger hofft, dass bei zwei Männern, die immer wieder für Sachschäden und Unruhe im Gebäude sorgen sollen, Polizei und Staatsanwaltschaft endlich durchgreifen.

Artikel vom 07.12.2004