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Verstaubte Grundlagen für die Kalkulation

Weiter Protest gegen den Gaspreis


Den Brief, den der Energieversorger E.ON Westfalen Weser Ende November an seine Kunden geschickt hat und über den das Westfälische Volksblatt am 29. November berichtete, nehmen weitere Leser zum Anlass, ihrem Unmut über die Gaspreiserhöhung Luft zu verschaffen:
In ihrem Schreiben an die verehrten Kunden kündigt E.ON Westfalen Weser vollmundig an, die Hintergründe für die Erdgaspreisanpassung zu benennen. Wer jetzt Zahlen erwartet, sieht sich getäuscht - nicht ganz, die Preiserhöhung beim Heizöl wird mit 30 Prozent zwischen Januar und September 2004 benannt. Und daraus wird geschlussfolgert, dass sich damit auch die Bezugskosten für Erdgas erhöht haben, weil es jene nebulöse Ölpreisbindung gibt.
Was hat es damit auf sich? Wer im Gesetzbuch forscht, wird sehr schnell feststellen, dass dort die Ölpreisbindung nicht zu finden ist. Der Gesetzgeber hat damit gar nichts zu tun. Bei der weiteren Suche wird man dann bei der Ruhrgas AG, heute eine 100-prozentige E.ON-Tochter, fündig.
Der größte deutsche Gasimporteur hat in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Ölpreisbindung höchstselbst in den deutschen Gasmarkt eingeführt. Weil das Gas insbesondere in Konkurrenz zum Heizöl stand, wurde vereinbart, die Gaspreise dem Verlauf der Ölpreise folgen zu lassen, um langfristige Lieferverträge zu erreichen. Heute wird viel mehr Gas verheizt als Öl. Der Ölpreis folgt vor allem politischen Ereignissen, doch die historisch gewachsene Regel hat man beibehalten. Wie ungerechtfertigt die Beibehaltung ist, lässt sich an zwei Punkten deutlich machen:
1. In den vergangenen Jahren setzte sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass die Erdölreserven abnehmen und nach den unerbittlichen Gesetzen des Marktes die Ölpreise deshalb steigen werden. Das Gas wird sehr viel länger halten. Warum sollte man den Verkaufspreis auf immer und ewig an den des Erdöls koppeln?
2. Über das Statistische Bundesamt lassen sich die vom Bundesamt für Wirtschaft ermittelten Importpreise für Erdgas in Erfahrung bringen. Und das Ergebnis ist verblüffend. Während der Ölpreis seit 2000 unaufhörlich steigt, sinkt nach einem Spitzenwert 2001 der Einkaufspreis für Gasimporte. Im April 2004 lag der Einkaufspreis 14 Prozent unter dem des Vorjahres. Aus der Statistik ist weiter abzulesen, dass der Verkaufspreis für Endkunden kontinuierlich gestiegen ist.
Leider ist von diesen Zusammenhängen bei der Preiskalkulation in dem schön formulierten E.ON-Schreiben nichts zu lesen. Statt Transparenz in der Preisgestaltung her zu stellen, werden weiter Nebelkerzen geworfen. Offensichtlich ist das Ausmaß der Verärgerung noch nicht ganz im Tegelweg angekommen. Deshalb kann ich nur raten, die Preiserhöhung nicht zu akzeptieren. Und wer schon gezahlt hat, sollte auch jetzt noch dagegen vorgehen. HUBERT KNIESBURGESKleine Straße 8Delbrück

Artikel vom 07.12.2004