08.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Mann voller Liebe für seine Heimat

Stadtheimatpfleger Dr. Johannes Henke wird heute aus seinem Amt verabschiedet

Von Lars Rohrandt
Bad Oeynhausen (WB). Dr. Johannes Henke ist ein hartnäckiger Mann. Was er nicht will, das will er nicht. Seine Überzeugung, seine Meinung zu ändern, das schafft kaum jemand. Ja, stur sei er, sagt er. Nicht nur das: Er ist auch ein Mann voller Leidenschaft, Leidenschaft für die Heimat, für Geschichte, für Traditionen. Wenn er von einer Sache ins Schwärmen kommt, ist er nicht mehr zu bremsen. 15 Jahre hat er sich als Stadtheimatpfleger um Bad Oeynhausen verdient gemacht - heute Abend wird er im Kulturausschuss offiziell aus seinem Amt als Stadtheimatpfleger verabschiedet.

An der Bahnhofstraße 43 ist sein Büro. Dort aber herrscht Aufbruchstimmung. Das Stadtarchiv bricht seine Zelte ab. Doch Dr. Johannes Henke geht nicht mit in die neuen Räume an der Von-Möller-Straße: »Ich ziehe nicht mit um«, sagt der 75-Jährige und lehnt sich in seinem Schreibtischstuhl zurück, lächelnd. Denn Johannes Henke legt zum Jahresende das Amt des Stadtheimatpflegers nieder - nach 15 Jahren. Trotzdem man ihn mehrmals gebeten hatte, als Stadtheimatpfleger weiterzumachen, will er nicht mehr.
Es war am 1. Dezember 1990, als Dr. Johannes Henke in Bad Oeynhausen dieses Ehrenamt antrat - gleich nach seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst als Studiendirektor am Löhner Gymnasium. Fürchterlich weit sei sein Aufgabenfeld, sagt er heute und fängt an aufzuzählen. Zu den Sachgebieten eines Heimatpflegers gehören die Natur und die Landschaft, die Heimatgeschichte, die Boden und Baudenkmalpflege sowie die Mundart- und Schrifttumspflege. Auch werde er zu Sitzungen des Rates und der Ausschüsse geladen. »Um Einfluss nehmen zu können, braucht man sehr viel Kraft.«
Aber Dr. Johannes Henke war gewappnet, übernahm das Amt des Stadtheimatpflegers von seinem Vorgänger Gerhard Bartling doch alles andere als unvorbereitet: geboren in Löhne, Abitur in Bad Oeynhausen, Studium der Fremdsprachen (Französisch), Geographie und Geologie, Oberstudienrat am Bielefelder Ratsgymnasium, Promotion an der Uni Hamburg, Redaktionsmitglied der »Beiträge zur Heimatkunde«, Studiendirektor am Löhner Gymnasium, Denkmalschutzbeauftragter in Löhne, Vorsitzender des dortigen Heimatvereins und des Oeynhausener Arbeitskreises für Heimatpflege. Person und Amt passten einfach zueinander.
Mit Leidenschaft für und Durchsetzungswillen in der Sache füllte er seine Aufgaben aus. Das blieb nicht unverborgen. Konnte es auch gar nicht, ist er doch kein Mensch der leisen Töne und die Liste an Veröffentlichungen viel zu lang. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war der Siekeschutz. Das betonte im März 2001 auch Landrat Wilhelm Krömer, als Henke, auf eigenen Wunsch in sehr kleinem Rahmen, das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt: »Sie haben die Bedeutung der Fluss- und Bachsystemen breiten Bevölkerungsschichten nahe gebracht und durch die Ausweisung von Naturschutzgebieten maßgeblich zur Sicherung des Artenschutzes beigetragen.« Mit Rat und Tat stand Dr. Henke auch den Heimatstuben in Rehme, Dehme, Volmerdingsen, Werste und Eidinghausen zur Seite - angetrieben von den Zielen des Stadtheimatpflegers, die Umwelt zu sichern und die kulturellen und natürlichen Eigenarten der Landschaft zu bewahren.
Daher führte Johannes Henke Mitte der 90er Jahre auch einen »furchterregenden Kampf«, als direkt am Kurpark ein Hotel gebaut werden sollte. »Der Kurpark als Keimzelle von Bad Oeynhausen ist für mich unantastbar. Daher war die geplante Größe des Hotels nicht akzeptabel«, sagt der 75-Jährige. 1998 schrieb er im Vorwort zur Festschrift »150 Jahre Heilbad Oeynhausen«: »Möge es Bad Oeynhausen in Zukunft gelingen, die Schätze der Natur, für das allgemeine Wohl recht zu nutzen und den guten Ruf der Badestadt an der Werre zu mehren.«
Es klingt zugleich wie eine Mahnung und eine Bitte an die Stadt, in der er gerne lebt. »Ich fühle mich in der Landschaft sehr wohl«, sagt Dr. Henke, der viel gereist ist, und meint sowohl Bad Oeynhausen als auch Löhne. »Die beiden Städte gehören zusammen. Man hätte eine große Gemeinde im Tal der unteren Werre gründen sollen«, führt er mit Nachdruck weiter aus. Die Siedlungsstruktur und auch die politische Geschichte sprächen dafür. »So hätten wir statt zweier Mittelzentren ein Oberzentrum.«
»Endlos« könnte Dr. Johannes Henke weitererzählen, so auch vom Bühnenstück »Der Freiherr und sein Bad«, das er für die Jubiläumsfeiern vor sechs Jahren geschrieben hat. Demnächst wird er aber nicht mehr in der ersten Reihe stehen. Doch aus der Welt werde er nicht sein, wie er sagt. »Schließlich habe ich kein Haus auf Mallorca.« Der ausscheidende Stadtheimatpfleger lebt an der Walderseestraße in Bad Oeynhausen. Und auch in Zukunft wird er seine markante Stimme erheben und zur Feder greifen, wenn es um seine Heimat geht.

Artikel vom 08.12.2004