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Diavolo fast wie Püschkül?

»...da guckst Du«: Dezemberprogramm im Varieté feiert Premiere

Von Michael Nichau
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). »Weihnachtszeit ist auch ein bisschen Traumzeit«, mit diesem Worten schilderte Moderator und Zauberkünstler Oguz Engin die Ausrichtung des neuen GOP-Varietéprogramms für den Dezember. »...da guckst Du!« nennt sich das Potpourri mit orientalischem Hauch, das am Donnerstag Premiere im Kaiserpalais feierte. Wer allerdings vermutete, dass der türkische Moderator eine Kopie des Komikers Kaya Yanar (»Was guckst Du?«) abliefern würde, sah sich getäuscht.

Ballkunststücke und Kartentricks - natürlich mit hochgekrempelten Ärmeln - lockern die Moderation des aus Berlin-Kreuzberg stammenden »Weltbesten Manipulators« auf. »Je mehr sie aufpassen, was ich mache, desto mehr entgeht Ihnen«, so sein Kommentar zum Publikum. Da dürfen die Besucher der ersten Reihe seine Arme festhalten, aber der Zaubertrick gelingt dennoch.
Geschickt leitet er zum ersten Programmpunkt über, lässt ein kleines Tuch verschwinden, um Benedicte aus Dänemark anzukündigen, die mit einem großen Tuch über der Bühne ihre akrobatischen Darbietungen vollbringt. Das ist nur ein Vorgeschmack auf die Artistik am Trapez, die das »Duo Aerius« unter der Kuppel des Kaiserpalais später zeigen wird.
Bis dahin lernen die Zuschauer vom »getürkten Moderator«, wie er sich selbst bezeichnet, einige Worte in seiner Heimatsprache. Keiner weiß allerdings, ob »Püskül« wirklich »Bommel« bedeutet. Macht aber nichts, denn der Zaubertrick mit zwei Stäben und den Bommeln gelingt, selbst als der Zauberkünstler am »Püskül« seines aufgesetzten Fes zieht. Der Applaus ist sicher und die Überleitung zur Diavolo-Nummer von »Tom Future« aus dem fernen Bayern klappt reibungslos: »Ist so ähnlich wie Püskül, zwei Stöcke und Band dazwischen...« Die Lacher sind sicher.
Ruhiger geht es bei den Darbietungen des »Duos Unicorn« zu, die in phantasievollen Kostümen die Geschichte des letzten Einhorns akrobatisch darstellen. Die Künstlerinnen aus der Ukraine bestechen durch die Anmut ihrer Bewegungen.
Ganz orientalisch wird es mit dem Auftritt von »Omar Pascha«, der ohne Worte eine Geschichte aus 1001 Nacht präsentiert, Leute und Gegenstände verschwinden lässt. Die Kunst des Schwarzen Theaters wird lebendig und mit einigen Zaubertricks kombiniert. Vergeblich mühen sich die Varieté-Gäste, im Dunkel die hin und herhuschenden Gestalten zu entdecken.
Nach der Pause und dem Auftaktauftritt von »Annett« mit ihrer erotischen Handstand-Balance, schlägt die Stunde von Dagmar und Harald Grube aus Vlotho. Zauberkünstler Oguz Engin kann es nicht lassen, mit den Zuschauern aus dem Parkett einen Geldschein-Trick vorzuführen. »Sicherheitshalber mit Dollars, dann kann ich immer sagen, das war ein dollar Trick...«
Alle Artistik und Zauberei wäre aber nichts ohne den Höhepunkt des Programms, der wohlweislich erst kurz vor Schluss auf der Bühne einschlägt: Jan van Dyke, bekannt schon aus dem Lido in Paris, veranstaltet mit seinem Partner Frankie Boy ein mittleres Chaos auf der Bühne.
Eigentlich will der Mann mit den wirren Stehhaaren und dem Knautschgesicht nur das klassische Musikstück »Hatschi Bumm« aufführen. Doch daraus wird nichts. Ein Feuerwerk aus Mimik und Komik, Slapstick vom Feinsten lässt die Zuschauer nicht aus dem Lachen herauskommen, wenn der Staubsauger zur Harmonika wird und der Künstler mit stolpernden Schritten fast auf die Tische in der ersten Reihe tritt.

Artikel vom 04.12.2004