04.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Pfarrer Bernd Kollmetz, Johanniter Ordenshäuser

Das Wort zum Sonntag


Was waren das noch für Zeiten, in welchen das Wort Zukunft den Geist des Menschen noch beflügeln konnte. Große Erfindungen, die heute zu den alltäglichen Gegenständen gehören, verdanken sich der Grundhaltung der Erfinder, ihren Beitrag für eine gute Zukunft zu leisten. Diese Aufbruchstimmung versetzte jeden Menschen auf ihre Art in Bewegung. Letztlich erwartete man noch etwas von der Zukunft, sie war spannend.
Heute ist man froh, wenn einem die Gegenwart so einigermaßen gelingt. Die Halbwertzeiten der Prognosen verschatten jeglichen Zukunftshorizont. Diese Wahrheit können wir jeden Tag ablesen an Zahlen und Fakten in der Welt der Wirtschaft und Finanzen. Wie gewonnen, so zerronnen.
Und so kommen mir die Zeilen eines Dichters in Erinnerung, der schreibt: Wir nehmen uns vor und kommen nicht nach, machen einen Schritt und legen den Weg zurück: Die Zukunft sitzt uns im Nacken. Wir spüren bei all unserem Tun, dass wir der Zukunft nicht ausweichen können. In jedem Augenblick schwingt bereits die Zukunft mit.
Uns fehlt jedoch der Atmen, der schwer gemacht wird durch all die Enttäuschungen, die ausgehalten werden müssen. Da sind die Schritte der Hoffnungen gemacht worden auf dem Weg der Erwartung. Aber es hat doch nichts genutzt. Es kommt doch anders. Mein Arbeitsbereich legt mir diese Wirklichkeit schonungslos offen. Und jeder von uns hat bereits seine Erfahrungen gemacht, wie sehr die Zukunft im Nacken stecken kann.
Advent hat zu tun mit Zukunft. Diese Zeit will auf eine Zukunft vorbereiten, die uns nicht im Nacken sitzt, sondern durch Gott einladend entgegenkommt. Wir werden durch diese Einladung aufgerichtet und erblicken den geweiteten Lebenshorizont der Hoffnung.
Der Wochenspruch sagt es auf seine Weise: Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Diese Zusage entfesselt unsere Erwartung und wird zur Kraftprobe unserer Hoffnung. So beflügelt auch der Glaube an diese Zusage mein Leben, das in den Niederungen der alltäglichen Sorgen gelebt sein will.
Es ist jedoch mehr als nur eine Aufgabe, an der jeder auf seine Weise zu tragen hat. Leben ist zuerst Gabe. Es ist Geschenk. Daran erinnert uns die frohe Botschaft von unserem Gott, der in dem Kind von Bethlehem Mensch geworden ist und uns mit seiner Gegenwart beschenkt. Die Hoffnung, nicht die Erwartung hält uns in Bewegung und ist die Brücke zum Leben und zur Zukunft. Gott kommt uns entgegen, so wollen wir erhobenen Hauptes ihm entgegen gehen.
Übrigens: Es gehört zu den großen Geheimnissen des Lebens, dass trotz aller Enttäuschungen, die erlebt werden, wir nicht aufhören, zu hoffen. Ich wünsche eine gesegnete und hoffnungsfrohe Adventszeit.

Artikel vom 04.12.2004