16.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schule und Kirche beraten
Probleme des Unterrichts

Interkonfessionelle Schulrätetagung 2005 in Paderborn

Lage/Kreis Lippe (SZ). Einmal im Jahr kommen sie auf Einladung der Kirchen zum ausführlichen Gespräch zusammen: Schuldezernenten und Schulräte aus ganz Ostwestfalen-Lippe. Dieses Jahr hatte die Lippische Landeskirche in ihr Tagungshaus in Stapelage eingeladen. Die Leitung lag bei Landespfarrer Günter Puzberg, Schulreferent der Landeskirche, und Professor Dr. Hans-Martin Lübking, Leiter des Pädagogischen Instituts der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Es ist ein ruhiger und entspannter Rahmen, in dem sich die Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchen traditionell im Dezember mit den Mitgliedern der Schulaufsicht in der Region treffen. Zwei Tage ist Zeit zur ausführlichen Begegnung, zur Diskussion und auch zur Besinnung. Es geht um kirchliche Bildung, um den Religionsunterricht, um Anspruch und Wirklichkeit in den Schulen. Da die Tagung in diesem Jahr im Bereich der Lippischen Landeskirche stattfand, ging es auch um die besondere Glaubensprägung der Region: seit fast 400 Jahren ist Lippe zu einem großen Teil evangelisch-reformiert und zu einem kleinen Teil evangelisch-lutherisch. Beide Konfessionen leben gemeinsam unter dem Dach der Lippischen Landeskirche - dies ist weltweit einmalig.
Günter Puzberg führte die etwa 20 Teilnehmer der Tagung in die Kirche zu Stapelage. Hier lässt sich die reformierte Tradition besonders gut nachvollziehen. Pfarrer Holger Teßnow erklärte, warum zum Beispiel keine Bilder, Kerzen oder Kreuze zu sehen sind: »Dem Wort allein wird der Vorrang gegeben. Darum gibt es in reformierten Kirchen keine Bilder und Symbole.« In der Mitte steht der Abendmahlstisch. Kein Altar, wie in der katholischen oder in der lutherischen Kirche, sondern ein Tisch, um den sich die Gemeinde versammeln kann. »Denn der reformierte Glauben kennt keine heiligen Räume oder Gegenstände. Man kann überall hingehen und alles anfassen.«
Die Vertreter der Schulaufsichtsbehörden hörten mit Interesse zu. »Ich komme selbst aus Lippe und bin evangelisch-reformiert. Aber ich habe heute zum ersten Mal bewusst etwas über diese besondere Glaubensprägung erfahren«, meinte Ursula Niemeier vom Schulamt im Kreis Herford. Sie nimmt gerne an den Interkonfessionellen Schulrätetagungen teil, ebenso wie Mechthild Krämer, Schuldirektorin der Bezirksregierung: »Diese Tagungen sind eine gute Plattform, um sich über religiöse Themen und Probleme des Religionsunterrichts auszutauschen. Außerdem organisieren die kirchlichen Veranstalter jedes Mal interessante Vorträge von qualifizierten Referenten.«
Landespfarrer Günter Puzberg hofft natürlich sehr, dass es auch in den kommenden Jahren zu diesem wichtigen Gedankenaustausch zwischen Vertretern von Kirche und Schulaufsicht kommen wird: »Der Kontakt zwischen den Kirchen und den Schulaufsichtsämtern ist wichtig für die Gestaltung des evangelischen und katholischen Religionsunterrichts und für die ökumenische Zusammenarbeit. Wir freuen uns, dass die Interkonfessionelle Schulrätetagung im nächsten Jahr im Erzbistum Paderborn stattfinden wird.«

Artikel vom 16.12.2004