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Von den Herdmanns lernen

Birge Schade liest aus dem Weihnachtsklassiker von Barbara Robinson

Von Elke Bösch (Text und Fotos)
Altgemeinde Espelkamp (WB). Was passiert, wenn die Herdmann-Kinder am Krippenspiel teilnehmen? Die Lösung des Rätsels erfuhren Kinder und Eltern am Freitagabend.

Kein Platz im Paul-Gerhardt-Haus war mehr frei. An den weihnachtlich wunderhübsch dekorierten Tischen hatten sich große und kleine Besucher niedergelassen, um den Worten von Birge Schade zu lauschen. Denn zum zweiten Mal war es Pfarrer Werner Milstein gelungen, die bekannte Schauspielerin zur »Adventslesung im Kerzenschein« in die Altgemeinde zu holen.
Und Birge Schade verstand es, das Publikum mit ihrer Stimme, ihrer Betonung mit zu nehmen auf eine Reise in das Reich der berüchtigten Herdmann-Familie. Prügelnd, boxend, stehlend schlagen sich die sechs Mädchen und Jungen durch ihr rauhes Leben. Gemieden und gefürchtet von ihren Altersgenossen. Die nämlich machen sich schnell aus dem Staub, wenn nur ein Herdmann auftaucht. Doch dann begeht ein Kind einen großen Fehler. Berichtet von vermeintlichen Süßigkeiten in der Sonntagsschule, und schwups stürmen die Herdmanns auch die Kirche, platzen mitten hinein in das Krippenspiel und besetzen gleich alle Rollen.
Oh du liebe Zeit, was wird das für ein Krippenspiel?, fragen sich nicht nur die Kinder. Doch wunderbar wird sie, diese Aufführung Nicht so wie sonst, denn die Herdmann-Kinder stehen der Weihnachtsgeschichte völlig unvoreingenommen gegenüber, spielen sie wie im wirklichen Leben. Und wecken dadurch bei ihren Zuschauern ein neues wundervolles Empfinden der Weihnachtsgeschichte.
Herrlich erfrischend, herrlich unkompliziert trug Birge Schade den Weihnachtsklassiker »Hilfe die Herdmanns kommen« von Barbara Robinson vor. Natürlich gibt die Erzählung viel Anlass zum Schmunzeln, nicht weniger regt sie aber zum Nachdenken an, wirbt auch um mehr Verständnis für Außenseiter. Nicht ausstoßen sondern integrieren, sich nicht abwenden, sondern verstehen. Wenn das begriffen wird, kann man manch sehr schöne Geschichte nicht nur hören sondern erleben.
Und für das Ohr gab es nicht nur die Stimme Birge Schades, sondern auch die Lieder der Gruppe »Return«, die diese besinnliche Stunde in der Altgemeinde noch bereicherten.

Artikel vom 06.12.2004