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Badener aus
Betten gebebt

Erdstöße brachten Dach zum Einsturz

Freiburg (dpa). Ein Erdbeben der Stärke 5,4 auf der Richterskala hat gestern am frühen Morgen tausende Baden-Württemberger aus dem Schlaf gerissen. Das Epizentrum lag bei Waldkirch nahe Freiburg.

Die Erdstöße seien bis zu 250 Kilometer weit spürbar gewesen, sagte der Seismologe Wolfgang Brüstle vom Landesamt für Geologie. Trotz der Schwere des Erdbebens habe es »nur erstaunlich geringe Schäden gegeben«. Tausende besorgte Bürger meldeten sich telefonisch bei den Polizeidienststellen und legten mancherorts die Notrufleitungen lahm.
In der Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes im ehemaligen Krankenhaus von Furtwangen stürzte das Dach eines Flurs ein. In Immendingen wurden durch Mauerrisse und verrutschte Kaminaufsätze mehrere Häuser beschädigt. Vielerorts wackelten Regale, Bücher fielen herunter, Fassadenputz bröckelte, vereinzelt landeten Dachziegel auf Straßen und Bürgersteigen.
Um 2.52 Uhr kam es in zwölf Kilometern Tiefe zu ruckartigen Verschiebungen von Gesteinsschollen. Mehrere Sekunden lang bebte die Erde. »Ich kam mir vor wie auf einer stark schleudernden Waschmaschine«, berichtete eine Anruferin aus Freiburg. Selbst in Stuttgart - mehr als 100 Kilometer von Waldkirch entfernt - liefen einige Bewohner erschreckt auf die Straße. In den folgenden Stunden wurden mehrere Dutzend kleine Nachbeben mit einer Stärke von bis zu 2,7 gemessen.
Der Oberrheingraben gehört zu den seismisch aktivsten Zonen Deutschlands. Dort kommt es immer wieder zu Erdstößen. Ein ähnlich schweres Erdbeben hatte es zuletzt am 22. Februar 2003 gegeben: In den Vogesen, westlich von Straßburg, bebte es mit einer Stärke von 5,4. Das größte Beben der vergangenen Jahrzehnte im Südwesten erschütterte am 3. September 1978 den Zollernalbkreis mit einer Stärke von 5,7. 25 Menschen wurden verletzt. Damals entstand ein Sachschaden von mehr als 100 Millionen Mark.

Artikel vom 06.12.2004