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Jawort im Schloss kann
Wirklichkeit werden

Wittekindshofer Zweigeinrichtung vor Veränderungen

Benkhausen (sw/AM). »Ja« sagen im romantischen Ambiente von Schloss Benkhausen - vielleicht ist diese Variante der standesamtlichen Trauung bald keine Zukunftsmusik mehr. Peter Dürr, Leiter der Wittekindshofer Zweigstelle, liegt eine Anfrage der Stadt Espelkamp vor, den Festsaal für standesamtliche Trauungen zu nutzen.

»Wir müssen zuerst grundsätzlich klären, ob die Idee aufgrund der baulichen Bedingungen überhaupt möglich ist«, erklärte Peter Dürr auf Nachfrage der ESPELKAMPER ZEITUNG. Vorab hatte er Gespräche mit dem Heimbeirat, der Interessenvertretung der Bewohner, geführt: »Sie würden sich freuen, wenn an einigen Samstagen im Sommer in Benkhausen Trauungen stattfinden«, erklärt Dürr. »Eine schöne Braut und die festliche Hochzeitsgesellschaft stehen auch in Benkhausen bei vielen Menschen hoch im Kurs.«
Dies ist aber nicht die einzige Veränderung, die auf die Wittekindshofer Einrichtung zukommt. Die Tage im Schloss sind für die 16 Bewohner der ersten Etage gezählt. Bis Ende nächsten Jahres werden sie in andere Häuser der Diakonischen Stiftung Wittekindshof umziehen. Berechnungen hatten ergeben, dass der Umbau des Schlosses gemäß den Vorgaben des Heimgesetzes und des Brandschutzes erheblich teurer als der Bau neuer Wohnheimplätze wäre. Das Obergeschoss werde deshalb für Wohnzwecke aufgegeben, so Ressortleiter Uwe Thünemann.
Das Heimgesetz schreibt Einzel- oder Doppelzimmer sowie ein barrierefreies Wohnumfeld vor. Damit sich auch Menschen mit Rollstühlen gut bewegen können, müssten insbesondere die Badezimmer im Obergeschoss umgebaut und ein Aufzug eingebaut werden. Trotzdem bliebe der Schlosseingang mit Rollstuhl ein unüberwindbares Hindernis, weil die große Freitreppe unter Denkmalschutz steht und nicht verändert werden darf. Außerdem fehlt im Schloss neben dem Treppenhaus der zweite Flucht- und Rettungsweg. Weil das Schloss an drei Seiten mit Wasser umgeben ist, kann nicht einfach außen ein Treppenhaus angebaut werden, wie man es am benachbarten Gästehaus in Benkhausen gemacht hat. Für die Fluchttreppe am Schloss wäre zusätzlich ein aufwendiger Steg über dem Schlossgraben nötig.
Um den Brandschutz bis zur Schließung der Wohnheimplätze zu gewährleisten, wurde eine provisorische Feuerschutztreppe aufgestellt.
Das Schloss wurde in das umfangreiche Brandschutzkonzept aufgenommen, das für alle Bereiche des Wittekindshofes Benkhausen erstellt worden ist. Dementsprechend gibt es jetzt zahlreiche Brandschutztüren, eine frostsichere Löschwasserentnahmestelle im Schlossgraben und in allen Häusern Feuermelder.
Darüber hinaus sind auch die Veranstaltungen, die das ganze Jahr über rund um Schloss Benkhausen stattfinden, im Brandschutzkonzept berücksichtigt. Während die Leitung der Diakonischen Stiftung WittekindshofÊ bereits endgültig entschieden hat, das Obergeschoss nur bis Ende 2005 als Wohnheim zu nutzen, ist noch unklar, wie lange Menschen mit Behinderungen im Erdgeschoss leben können.
Wegen der Freitreppe im Eingangsbereich dürfen dort nur noch Menschen ohne Gehbehinderung wohnen. »Aus wirtschaftlicher Sicht ist es aber langfristig nicht sinnvoll, das Schloss als Wohnheim zu nutzen, wenn hier nur sechs Menschen leben«, betont Uwe Thünemann aus der Leitung des Wittekindshofes.

Artikel vom 04.12.2004