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Alte Bräuche werden lebendig

Weihnachtliches beim plattdeutschen Abend im ausverkauften Universum

Bünde (öse). Der Stern ist aufgegangen: In tiefem Rot glitzert er auf der Bühne im Universum. Doch da ist noch ein gewisses, inniges Leuchten, mit dem er die Besucher verzaubert.
Die Adventszeit mal im »Kerzenlicht« vergangener Weihnachtsbräuche erscheinen zu lassen, die Besucher in die Welt mundartlicher Geschichten rund um das Christfest zu entführen, so lautet seine Mission.
Plattdeutsche Erzählungen besitzen magische Anziehungskraft. So war es wohl zu erklären, dass man am Freitagabend im Universum kein Bein mehr »an die Erde« bekommen konnte. Neun Zacken besaß der erwähnte Stern - gleichermaßen die Anzahl der Akteure vom Plattdeutschen Gesprächskreis Bünde, deren Ausstrahlungskraft durchaus mithalten konnte mit der des weihnachtlichen Botschafters.
Ein »tiefes, unergründliches Geheimnis« sei die plattdeutsche Sprache für ihn, so Dirk Kaiser, Chef des Universums, in seiner Begrüßung. Allerdings freue er sich riesig, welche überwältigende Resonanz die Ankündigung zu der Veranstaltung hervorgerufen habe. In der Kultur in Ostwestfalen-Lippe sei das Plattdeutsche wohl nicht wegzudenken, betonte Bürgermeisterin Anett Kleine-Döpke-Güse.
Glaubt ein Dreikäsehoch überhaupt noch an den Nikolaus, wenn er sich selbst vorwitzig einen roten Mantel anzieht und eine Maske überstülpt? In unverfälschtem Bünder Platt ließ Siegfried Lübkemeier Kindheitserinnerungen Revue passieren. Noch einmal auf der Elbinsel Finkenwerder sein, in dieser winterlich-zauberhaften Landschaft das Christfest genießen. Die träumerischen Gedanken eines Vaters zeigten Rosetti und August-Wilhelm Aufderheide in bildhaft schöner Mundart auf.
Die kindliche Vorfreude auf Weihnachten, dieser Reichtum der Glückseligkeit in Kinderherzen ist mit allem Geld der Welt nicht aufzuwiegen. Das demonstrierten Meta Ell, Friedlinde Kleffmann, Karl-Heinz Krutz und Hans Hölscher in ihren Weihnachtsepisoden. Das Lächeln des Christkindes spiegelte sich in dem Vortrag von Evemarie Grofemeier wider. Ein störrischer Esel übernahm bei Gerhard Reinhardt die »Hauptrolle«.
Wenn es den Herrgott gibt, warum kehrt er bei all den Ungerechtigkeiten auf dieser Welt nicht endlich mit eisernem Besen? Die drei Arbeitslosen wollen sich auch durch die Erscheinung eines Engels zunächst nicht von ihren monotonen Alltagsgedanken abbringen lassen. Doch dann überzeugt sie das Bild vom Kind in der Krippe und sie begeben sich auf den Weg dorthin...
Der Einakter »Woa de Steiern lüchtet, doa es Bethlehem« hielt, sehr besinnlich, Einzug in die Herzen des Publikums. Ebenso verfehlten die von Zeit zu Zeit angestimmten Weihnachtslieder mit Keyboard-Begleitung von Willi Fleddermann ihre Wirkung auf die adventlich angereicherte Stimmung nicht.

Artikel vom 06.12.2004