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Wie Erich zum Kreuz-Buben wurde

Neue Ausstellung im Gütersloher Stadtmuseum beschäftigt sich mit Spielkarten

Gütersloh (mdel). Erich Honecker ist der Kreuz-Bube. »9-11-89 passé« steht unter der Karikatur des ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs. »Politische Entwicklungen und aktuelle Anlässe werden gerne genommen, um Spielkarten zu illustrieren«, sagt Dr. Karsten Kelberg. Der Gütersloher muss es wissen. 670 Karten-Sets hat er im Laufe der Jahre gesammelt und sich mit der Thematik intensiv auseinandergesetzt.

Eine Auswahl unterschiedlicher Spielkarten aus verschiedenen Regionen der Welt ist vom kommenden Sonntag, 11.30 Uhr, an im Gütersloher Stadtmuseum zu sehen. Der Titel lautet »Trumpf und Tarot - Die Bilderwelt der Spielkarten« und wird mit einem Einführungsvortrag von Dr. Karsten Kelberg eröffnet. Ebenfalls beteiligt ist die Gütersloherin Ursula Diestelkamp, die innerhalb von neun Jahren eine stattliche Anzahl von »Schwarzer Peter«-Spiele zusammengetragen hat.
Dr. Karsten Kelberg entdeckte seine Leidenschaft für die Karten bereits sehr früh. Nachdem ihm bereits als Jugendlicher aufgefallen war, dass die Skatblätter nur auf dem ersten Blick gleich aus-
sehen, stolperte er als Student in Münster erneut über die Spielkarten. »Irgendwann hat es klick gemacht, und ich habe angefangen, sie zu sammeln«, berichtet der Gütersloher.
Und nicht nur das: Kelberg begann, sich näher mit dem Thema auseinanderzusetzen. Weil Deutschland ein Land von Kartenspielern ist, doch die wenigsten wissen, warum ihr Spielgerät so aussieht. Wer weiß schon, was Pik bedeutet? Dr. Karsten Kelberg erklärt: »Das Symbol ist eine Lanzenspitze. Als Zeichen für den Adel.« Kreuz stellt ein dreiblättriges Kleeblatt als Sinnbild für die Landbevölkerung dar. Und Herz ist das Symbol für die Kirche.
Ihren Ursprung haben die Farben Kelberg zufolge in Frankreich. Im 15. Jahrhundert wurden sie für das Volk auf wenige Farben beschränkt. »Das war die entscheidende Vereinfachung. Deshalb heißt es heute ÝDeutsches Standardbild mit französischen FarbenÜ«, berichtet der Gütersloher Sammler. Abgebildet seien auf den alten französischen Karten Mitglieder des königlichen Hofes. Inzwischen gibt es die verschiedensten Varianten. Dr. Karsten Kelberg zeigt in der Ausstellung Karten mit Micky Maus und Donald Duck, James Bond oder Atomkraftgegnern. Eine große Rolle spielt auch die Politik: Gerhard Schröder, Helmut Kohl und Franz-Josef Strauß werden ebenso lustig dargestellt wie Erich Honecker und seine Bonzen. »Das Kartenspiel mit Karikaturen aus der DDR-Politik ist nur in kleiner Auflage gedruckt worden. Ich habe es kurz nach der Wende erstanden«, berichtet der Gütersloher, der in der Ausstellung auch Accessoires zeigt - zum Beispiel Bierkrüge mit Szenen vom Kartenspielen oder Titelblätter von Illustrierten. »Auffällig ist, dass viele Begriffe wie Trumpf oder As in die Umgangssprache eingegangen sind«, sagt er.
Unterschiedlich sind auch die Rückseiten der Blätter gestaltet. Firmen nutzen sie, um für ihre Produkte zu werben. So werden in der Ausstellung auch die Kartenspiele heimischer Unternehmen gezeigt. Gleich zwei Mal vertreten sind WESTFALEN-BLATT-Spiele.
Die Ausstellung kann bis zum 13. März besichtigt werden. Führungen mit Dr. Karsten Kelberg und Spielmöglichkeit sind am 19. Dezember (11 Uhr), 16. Januar (15 Uhr), 6. Februar (11 Uhr) und 27. Februar (15 Uhr).

Artikel vom 04.12.2004