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Kluft zwischen Plan und Realität

Geld für »Lernstatt« anders nutzen


Der Artikel »Paderborn als NRW-Musterstadt/Lernstatt als Antwort auf Pisa« vom 2. Dezember im Westfälischen Volksblatt gibt diesem Leser Anlass zur Kritik an der Schulpolitik deer Stadt Paderborn:
Paderborn stellt meiner Meinung nach keine »Musterstadt« in Sachen Schulpolitik dar. Ganz im Gegenteil: Die Stadt sollte den Schulen mehr Unterstützung für die einzelnen Fachbereiche, für Renovierungsarbeiten und Lernmittel zukommen lassen, anstatt teure Projekte zu finanzieren.
Es ist natürlich richtig, dass die Paderborner Schulen nun über vernünftige Computer verfügen, die auch untereinander vernetzt sind, und dass jeder Schüler einen eigenen Zugang hat, mit dem er kostenlos ins Internet kann. Dennoch sieht die Realität etwas anders aus.
Es stehen den Schülern effektiv nur wenige Computer zur Verfügung. In den Pausen oder freien Stunden kann man fast gar nicht die Computer benutzen, da diese ständig belegt sind. Die fünften und sechsten Schulklassen dagegen haben jeweils in ihren Klassen zwei bis drei Computer zur Verfügung. Da frage ich als Oberstufenschüler mich allen Ernstes, ob die Computer, die in den unteren Klassen gelegentlich zum Einsatz kommen, nicht einer breiteren Schülermasse zur Verfügung gestellt werden sollten, gerade in Bezug auf angehende Abiturienten, die sicherlich einen Arbeitsplatz für Hausaufgaben oder Referate dringender benötigen.
Auch die Vernetzung mit den anderen Schulen erscheint auf den ersten Blick sinnvoll. Sie wird jedoch kaum benutzt, da die Schüler kaum Zeit finden, mit Schülern anderer Schulen Kontakt aufzunehmen oder sich mit ihnen bei unterschiedlichem Lernverhalten und unterschiedlich umgesetzten Lehrplänen auszutauschen.
Für dieses Projekt, welches in der Theorie funktioniert, praktisch jedoch kaum Einfluss auf die Verbesserung des Unterrichts und der Kommunikation zwischen Schülern hat, wurden 3,6 Millionen Euro von der Stadt Paderborn bezahlt. Diese Summe wäre wesentlich besser investiert gewesen, wenn die Stadt sich endlich auf die eigentlichen Missstände in den Schulen konzentrieren würde.
Das sind neben stark verschmutzen Toiletten und mangelnden Materialien vor allem die miserablen Bedingungen, unter denen die Schüler teilweise lernen und ihre Klausuren schreiben müssen. Die Stadt schafft es nicht, Räume renovieren zu lassen, die von Schimmelpilzen befallen sind. Auch dass der Putz teilweise von der Decke bröckelt und unter äußert schlechten Lichtverhältnissen Klausuren geschrieben werden müssen, scheint für die Stadt Paderborn keine Veranlassung zum Handeln zu sein.
Im Namen der meisten Schüler und vieler Lehrer kann ich nur an die Stadt Paderborn appellieren, dass sie das Geld weniger für Image fördernde Kampagnen ausgeben sollte, sondern da ansetzt, wo es am nötigsten wäre. SVEN WEISSDetmolder Straße 355 g Paderborn

Artikel vom 07.12.2004