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Martin Kannegiesser zu Gast bei MARTa.

»Müssen uns auf mehr
Vielfalt einstellen«

Kannegiesser bei MARTa - Treffen der Möbelverbände

Herford (ram). Die Arbeitgeberverbände müssen ihr Rollenverständnis erweitern. Das forderte Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser gestern bei der Jahreshauptversammlung der Verbände der Holz- und Möbelindustrie Westfalen-Lippe in Herford. Kannegiesser erörterte als Gastredner die Frage: »Braucht der Mittelstand eine neue Tarifpolitik?«

Die Arbeitgeberverbände seien als Reaktion auf die Gewerkschaften entstanden. Heute müsse es den Verbänden mehr um die Optimierung von Arbeitsbeziehungen gehen, die für die Betriebe immer mehr zum Schlüssel für künftige Erfolge werden, erklärte Kannegiesser. Es müsse die Frage gestellt werden, ob die bisherigen Tarif- und Verhandlungsstrukturen den heutigen Anforderungen noch gerecht werden. Heute habe man beispielsweise viel weniger Probleme, über Kostensenkung oder Arbeitszeitverlängerung zu diskutieren, als dies noch vor zwei Jahren der Fall gewesen sei. Kannegiesser: »Da ist eine Menge in Bewegung geraten. Wir wollen das weiterentwickeln.« Beispielgebend sei der im Frühjahr erzielte Metall-Tarifabschluss, der einzelbetriebliche Ergänzungstarifverträge unter Beteiligung der Gewerkschaften zulasse. Dieser beschrittene Weg könne zu einer dringend benötigten Vielfalt in der tarifpolitischen Gestaltung von Arbeitsverhältnissen führen. Die Tarifautonomie sei ein hohes Gut. Kannegiesser sprach sich gegen die Einführung von Mindestlöhnen aus. »Dies wäre ein Einfallstor für die Politik. Vor jeder Landtagswahl würde dann über das Thema Mindestlohn gesprochen. Das wäre schädlich.« Begrüßt wurde Martin Kannegiesser von Helmut Lübke, Präsident des Verbandes der Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung Westfalen und Gastgeber an diesem Abend. Er wies in seiner Ansprache auf die positiven Zahlen hin, die die heimische Möbelbranche derzeit produziere. Immerhin könne die Branche mit dem Stichtag 30. September einen Zuwachs von 1,5 Prozent verzeichnen. Dabei habe sich der Außenhandel sehr positiv entwickelt und sei um 7,1 Prozent gestiegen. Motor sei einmal mehr die Küchenindustrie mit einem Plus von 5,2 Prozent gewesen. Stabil, aber auf niedrigen Niveau, sei indes die Inlandsnachfrage. Alle müssten dazu beitragen, die Konjunktur in Deutschland anzuheizen, rief Lübke den Geschäftsführer und Gesellschaftern von Möbelherstellern zu.

Artikel vom 03.12.2004