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Archivar auf historischen Pfaden

Jahrbuch für 2005 vorgestellt

Von Wilhelm Friedemann
(Text und Foto)
Löhne-Bahnhof (LZ). Nach Johannes Henkes Mammutwerk in der vergangenen Woche wurde am Dienstag ein weiteres für die Region wertvolles Buch vorgestellt. Unter dem Titel »Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 2005« hat der Kreisheimatverein und das Kommunalarchiv Herford eine Aufsatzsammlung herausgegeben, die auch zwei Löhner Beiträge enthält.
Bild aus vergangenen Tagen: 2002 musste das alte Apothekerhaus in Mennighüffen dem Neubau der Volksbank weichen. Foto: Stadtarchiv
»Ohne solche Veröffentlichungen würden viele historische Fakten in Vergessenheit geraten«, lobte der stellvertretende Bürgermeister Herbert Ogiermann die vorgestellte Arbeit und hofft, dass das neue Buch an den Erfolg der letzten Auflage anknüpfen kann. Zuversichtlich zeigte sich der Historiker Alexander Kröger: »Unsere Redaktion setzt sich aus einer Reihe junger Wissenschaftler zusammen, die erstmals eine große disziplinäre Bandbreite von der Archäologie über die Biologie bis hin zur Geschichtswissenschaft abdeckt.«
Zum ersten Mal sind im Jahrbuch Themen aus jeder Stadt und Gemeinde des Kreises vereint. In einer Auflage von 1 500 Exemplaren ist ein 256 Seiten starkes Buch entstanden, das ab sofort in den Löhner Buchhandlungen Dehne, Prieß und Schmidt sowie unter www.kreisheimatverein.de zum Preis von 14,90 Euro erworben werden kann. »Mit einem Abo erhält man das Buch jährlich frei Haus zum Vorzugspreis von 12,90 Euro«, verriet Alexander Kröger.
Der Löhner Stadtarchivar und Leiter des Heimatmuseums, Joachim Kuschke, hat in Mennighüffen eine der ältesten Apotheken im Kreis Herford ausfindig gemacht. In seinem Beitrag zur »Medizinischen Versorgung auf dem Lande« beschreibt er die Geschichte der heutigen Aesculap-Apotheke in Mennighüffen. Neugierig geworden war Kuschke im Jahr 2002, als der Altbau abgerissen und der heutigen Volksbank weichen sollte. »Ich habe mich gefragt, wie das Gebäude früher genutzt wurde«, sagte Kuschke. Außerdem gab es im Stadtarchiv eine alte Aufnahme, die niemand mehr zuordnen konnte.
Die Antwort auf beide Rätsel geht zurück auf das Jahr 1879, in dem Johann Samuel Kumbale die Konzession für die Errichtung einer Apotheke in Mennighüffen beantragte. Doch eine Revision ergab 63 Beanstandungen, die eine Eröffnung erst am 18. Juni 1880 möglich machten. Weitere Mängel wurden bei anschließenden Revisionen festgestellt, und Kubale verkaufte schließlich die Apotheke 1883 an Herrn Christel. Nach neun Jahren verkaufte Christel an seinen ehemaligen Lehrling Alfred Bartels aus Hameln. Dieser hatte wie der Apothekengründer erhebliche Schwierigkeiten mit den Revisoren, ging 1901 nach Aachen und verkaufte das Geschäft an Ernst Gehroldt.
Im Jahr 1951 - Sohn Bruno Gehroldt leitete inzwischen die Apotheke - bezog dieser einen Neubau in Bünde. »Grund waren Straßenbauarbeiten, die den Apothekergarten sehr verkleinerten«, sagte Autor Joachim Kuschke. Den Namen »Wittekind-Apotheke« nahm Gehroldt nach Bünde mit. In Löhne entschloss sich die neue Apothekerin, Elise-Lotte Tresp, 1958 für einen Neubau gegenüber der alten Apotheke Am Kreuzkamp. Das alte Gebäude wurde an verschiedene Geschäfte verpachtet, bis darin 1979 die Volksbank eine kleine Filiale eröffnete und das Gebäude 2002 abreißen ließ.
Ganz anders geartet ist der Beitrag des Kreisheimatforschers Eckhard Möller, der zusammen mit Heinz Lienenbecker die Vegetation auf Bahnhöfen des Kreises Herford untersuchte. »Was wir in Löhne entdeckten, war riesig«, schwärmte Möller. Exotische Pflanzen wie das südafrikanische schmalblättrige Greiskraut, die aus Nordamerika stammende Rotkelchige Nachtkerze oder kaukasisches Kali-Salzkraut sind hier zu finden. Einige Arten wurden im Regierungsbezirk Detmold erstmalig nachgewiesen. »Viele Pflanzen, die auf der Roten Liste stehen, haben ihren Platz auf Bahnhöfen«, freute sich Möller und zeigte dem Publikum in einem Diavortrag die spektakulärsten Entdeckungen.

Artikel vom 02.12.2004