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Ehemaliges Gerberei-Gelände ist bald Bauland

Altlastsanierung am Künsebecker Weg kostet zwei Millionen Euro - Landesweites Vorzeigeprojekt


Halle (kg). Heute noch Altlast, nächstes Jahr schon Bauland: Wenn es keine unliebsamen Überraschungen gibt, können schon Ende 2005 die ersten Häuslebauer auf dem Imsande-Gelände am Künsebecker Weg einziehen. Das sieht jedenfalls der Zeitplan für die Sanierung vor, der Dienstag Thema im Haller Tiefbau- und Umweltausschuss war.
Gutachter Johannes Schleiner vom Büro Dr. Weßling, Beratende Ingenieure GmbH aus Altenberge, stellte die Sanierung vor: Der Boden der Industrie-Ruine, wo einmal rund 100 Häuser entstehen sollen, wird damit wieder in einen quasi jungfräulichen Zustand versetzt. Wo die Gerberei bis in die 90-er Jahre Chromsalze verwendete, soll der Bodenwert später genauso hoch liegen wie auf den unbelasteten landwirtschaftlichen Flächen in der Umgebung: nur 50 Milligramm Chrom je Kilogramm. Ziel ist schließlich eine uneingeschränkte Nutzungsmöglichkeit. Das lässt sich die Stadt, der das Kerngrundstück gehört, etwas kosten. Knapp zwei Millionen Euro verschlingt die Sanierung.
An dem »landesweiten Vorzeigeprojekt« beteiligt ist die AAV, der Altlastensanierungs- und -aufbereitungsverband des Landes. Die AAV ist beim Imsande-Gelände auch finanziell mit im Boot.
Die letzten konzentrierten Chemikalien aus der Produktion hat man schon vor drei Jahren entfernt. Doch vor allem in Teichen, Absetzbecken und einer offenen Rinne, durch die früher das Abwasser geleitet wurde, ist die Schadstoffbelastung auch zehn Jahre nach dem endgültigen Aus für die Gerberei um etliches höher als der Zielwert. Zum Teil muss deshalb der Boden anderthalb Meter tief ausgekoffert werden.
Zuvor wird die Bausubstanz abgetragen. Teerhaltige Dachpappe und Asbestplatten müssen kostspielig als Sonderabfall entsorgt werden, ebenso Farbe und Putz von den Wänden der Gebäude. Preisgünstiger wird der Abbruch von Wänden und Sohlen selbst. Das Material kann als Recycling-Bauschutt verwendet werden.
Schon im Februar soll ein Wäldchen auf dem insgesamt gut 20 000 Quadratmeter großen Imsande-Gelände abgeholzt werden. Erst wenn die Gebäude abgerissen sind, wird der Boden unterhalb der Gerberei noch genauer untersucht. Eine Summe für Unvorhergesehenes ist jedenfalls eingeplant.
Statt eines Beschlusses blieb es im Tiefbauausschuss bei einem Beschlussvorschlag an den Stadtrat. Denn Thomas Laudien (STU) sah sich außerstande über die Sanierung abzustimmen, da die Südtrassen-Union bislang noch nicht über die Kostenfrage informiert war. Dieter Jung von den Grünen wollte zudem das Thema noch einmal in der Fraktion beraten. Jung: »Es ist gut und richtig, dass die Brachfläche Bauland wird. Aber uns haben schon viele Fachleute etwas vorgestellt«. Bauamtsleiter Jürgen Keil wies darauf hin, dass der Sanierungsplan im Detail ohnehin noch genehmigt werden muss und dass die Fachbehörden beteiligt werden.

Artikel vom 02.12.2004