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Haben Sie auch »alte Schätzchen« in Ihrem Besitz, die Ihnen noch gute Dienste leisten? Das HERFORDER KREISBLATT wird sie vorstellen. Bitte rufen Sie an, wenn Sie eine Geschichte zu erzählen haben: % 59 08 11.

Die Wohnung als Museum

Maja Bernard und Sven Uhrmann lieben Stil der 30-er und 40-er Jahre

Von Curd Paetzke (Text und Fotos)
Herford (HK). Bei diesen vielen alten Schätzchen, die sich in der Wohnung von Maja Bernard und Sven Uhrmann in der Dorotheenstraße angesammelt haben, fällt es schwer, eines besonders hervorzuheben. Eigentlich gleicht die komplette Etage, die die Bürokauffrau und der Grafiker bewohnen, einem Museum, angefüllt mit Alltagsgegenständen aus den 30-er und 40-er Jahren.

»Im Laufe der Zeit«, sagt der 36-jährige Sven Uhrmann schmunzelnd, »haben sich die Utensilien, die wir zusammen getragen haben, zu einer Art Gesamtkunstwerk entwickelt.« Allein an die 10 000 Schallplatten, überwiegend mit Musik aus der Swing-Ära, finden sich fein säuberlich aneinandergereiht, nummeriert und beschriftet in einer Schrankwand, die den Charme von Möbelstücken der späten 30-er Jahre besitzt.
Eine besondere Fundgrube ist die Küche. Hier stehen in Reih und Glied Flaschen der Marken Cola, Pepsi, Bluna oder Fanta, an deren Form sich gewiss nur noch die etwas ältere Generation erinnern wird. Voller Stolz öffnet Maja Bernard dann eine kleine, mit bunten Zeichnungen verzierte Kiste, die sie wie viele andere alte Schätzchen auf einem Flohmarkt entdeckte und die ganz besondere Dokumente enthält: Es handelt sich um Liebesbriefe, die sich in den 1920-er Jahren ein gewisser Hans und eine gewisse Anne aus dem Raum Hannover geschrieben haben. Maja Bernard sagt: »Gerade das ist es ja, was uns fasziniert: Die vielen Geschichten, die sich hinter all dem verstecken.«
Eines der kuriosesten Stücke in der Wohnung, die einem Museum gleicht, ist eine 70 Jahre alte schwarze Hutschachtel, die als Dekoration dient. Darin sind die sonderbarsten Dinge aufbewahrt: Haarnetze, diverse Hüte, Seidenstrümpfe - und ein englisches Haarshampoo namens »Sta-Brun«, hergestellt in der Baker Street in London. Wer es benutzt (wenngleich das Mindesthaltbarkeitsdatum seit Jahrzehnten überschritten ist), dem verspricht die Aufschrift glänzende Haarpracht »like moonbeam on a lake«, also wie Mondlicht, das sich auf einem See spiegelt.
Maja Bernard (trägt gerne Kleider aus den 30-ern) und Sven Uhrmann (trägt eine Uhr aus jener Epoche) haben ihre Freude an alten Stücken, die sie Tag für Tag benutzen können - wie das Grammophon zum Abspielen der Platten oder auch das in eine Anrichte eingebaute Klavier, dessen Tastatur sich einklappen lässt.
Es ist wenig verwunderlich, dass auch dem fahrbaren Untersatz der Hauch vergangener Zeiten anhaftet: Die Nostalgie-Fans sind mit einem Buckel-Volvo aus dem Jahr 1961 unterwegs, der gut 400 000 Kilometer gelaufen hat, unter dessen Haube aber noch der erste Motor werkelt. Die Herforder sind gerne bereit, ihr Wissen über die Musik aus der Zeit des Swing weiter zu geben oder auch Teile ihrer Sammlung in Schulen vorzustellen. »Vielleicht interessieren sich ja Geschichtslehrer dafür, die in ihren Klassen die 30-er und 40-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts anschaulich beleuchten wollen.« Informationen erteilen Maja Bernard und Sven Uhrmann unter % 0178 483 74 40.

Artikel vom 01.12.2004