01.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Förderung kann Frust der Betriebe begrenzen

30 Zuhörer bei Diskussionsrunde »Zusätzliche Ausbildungsplätze - aber wie?« im Schloss


Werther (dh). Im Arbeitsamtsbezirk Bielefeld/Kreis Gütersloh standen am 30. September noch 500 Jugendliche auf der Straße. Doch warum finden sie keinen Ausbildungsplatz? Die Gründe sind vielschichtig. Das hat eine Podiumsdiskussion des »Forums Ausbildung« am Montagabend im Haus Werther gezeigt.
Dem Gespräch zu Themen wie »Fördermöglichkeiten für ausbildende Betriebe«, »zusätzliche Ausbildungsplätze durch Langzeitpraktika« oder »Erfahrungen von Betrieben mit Ausbildungsförderung und Praktika« stellten sich auf Einladung der Arbeitsgruppe Übergang Schule-Beruf der Jugendhilfeplanung im Kreis Gütersloh Elmar Barella (Handwerkskammer OWL), Jens Schmidt (Industrie- und Handelskammer), Bernd Wulfhorst (Bundesagentur für Arbeit), Falk Kobusch (Tischlerei Kobusch) und Udo Mescher (Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung). Moderiert wurde die Veranstaltung mit etwa 30 Zuhörern - Lehrern, Ausbildern und anderen Interessierten - von Bürgermeisterin Marion Weike.
Die Scheu der Betriebe Jugendliche einzustellen ist groß. Und sie wird immer größer. Dafür sei in erster Linie die wirtschaftliche Situation verantwortlich, so Jens Schmidt. Dicht gefolgt vom »Frust« der Betriebe ausgelöst vom Bewerberverhalten und -potenzial (Stichwort Pisa).
(Langzeit-) Praktika sind nach Ansicht von Bernd Wulfhorst eine ideale Möglichkeit, Jugendliche von der anderen Seite kennen zu lernen. Und wer später in der Ausbildung in der Praxis gut vorankommt, mit der Theorie in der Schule aber Schwierigkeiten hat, könne Fördermöglichkeiten in Anspruch nehmen. Der »Nachhilfeunterricht« habe ihm sehr viel gebracht, so ein Zuhörer aus dem Publikum. Nicht nur im Beruflichen, sondern auch im Privaten.
Skeptisch sieht die IHK die Unterstützung von außen: »Die Defizite in der Allgemeinbildung sind so groß, die können auch durch Subventionen nicht ausgeglichen werden.« Elmar Barella kritisierte, dass die Ausbildungsbegleitenden Hilfen häufig zu spät in Anspruch genommen würden.
»Ausbildung ist zu teuer«, sprach Falk Kobusch vielen Zuhörern aus dem Herzen. Im Verhältnis zu ihrer Vergütung seien die Lehrlinge zu selten im Betrieb, sagte er und forderte die Reduzierung auf nur einen Berufsschultag. Dieses wollte Hans-Jürgen Kuhlmann, Leiter des Berufskollegs Halle, nicht auf sich sitzen lassen: »Wenn die Betriebe meinen, dass sie ihren Standard ohne Unterstützung der Berufsschulen halten können, dann täuschen sie sich.«

Artikel vom 01.12.2004