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Frauen im Beruf fördern

Peer Steinbrück besucht Großbäckerei Mestemacher


Gütersloh (mdel). »Man ist hier ja von Frauen umzingelt«, schmunzelte Peer Steinbrück, als er im Konferenzraum von Mestemacher in die Runde schaute. Dem Ministerpräsidenten schien das bei seinem gestrigen Besuch in der Gütersloher Großbäckerei zu gefallen und war damit gleich beim Thema. Mitinhaberin Prof. Dr. Ulrike Detmers hatte Steinbrück eingeladen, um mit ihm und Mitarbeiterinnen über Frauen in Führungspositionen zu diskutieren.
In ihrer Einführung kritisierte die Professorin, dass Frauen im Spitzen-Management noch immer unterrepräsentiert sind. Als Hemmnisse nannte sie Diskriminierung bei der Personalauswahl, Vorurteile gegenüber Frauen, historisch gewachsene Seilschaften in Unternehmen und traditionelle Vorstellungen von der Ehe bei Managern. »Außerdem benachteiligt die Wirtschaft Väter in Teilzeit«, meinte Detmers.
Dass diese Hemmnisse aus dem Weg geräumt werden müssen, machte sie an der demographischen Entwicklung fest. Deutschland verliere an Arbeitskraft und der Bedarf nach höher qualifizierten Beschäftigten steige. Dies sei eine Chance für Frauen, unterstrich auch der Ministerpräsident. »Die schulischen und akademischen Abschlüsse sind mittlerweile besser als die von Männern«, erklärte Steinbrück. Allerdings sei es für die Politik schwierig, auf das traditionelle Rollenverständnis in Unternehmen Einfluss zu nehmen. »Ich kann ein Vorbild sein«, verwies der Ministerpräsident darauf, dass er nicht nur bei Mestemacher gestern, sondern auch in der Landesregierung von Frauen »umzingelt« ist. Nachholbedarf habe der öffentliche Dienst in den unteren Ebenen. »Da trifft ihre Analyse zu«, räumte Steinbrück ein.
Nach Meinung von Prof. Dr. Ulrike Detmers würden mehr Betreuungsangebote die Situation für berufstätige Frauen und Männer verbessern. Das Problem ist die Finanzierung. »In Nordrhein-Westfalen haben wir beispielsweise in der Sekundarstufe I Betreuungsplätze für 20 Prozent der Schüler. Eigentlich müssten wir auf 50 Prozent kommen. Das kostet aber sehr viel Geld«, sagte der Ministerpräsident.

Artikel vom 02.12.2004