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Klinikum kündigt Liefervertrag

Im Rathaus und an den Schulen wird um die Mägen der Schüler gekämpft

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Das Mittagessen an den weiterführenden Schulen Güterslohs ist zu billig. Das meint jedenfalls der Caterer - das Städtische Klinikum - und hat darum den Liefervertrag zum 31. Januar 2005 gekündigt.

Die 3,25 Euro, die das Klinikum seit Jahresanfang pro Mahlzeit bekommt, decken nicht einmal die Personalkosten, vom Rohstoffeinsatz ganz zu schweigen. Den Eltern wiederum ist dieser Betrag viel zu hoch - als die Stadt ihren Zuschuss in Höhe von 80 Cent gestrichen hatte, brach die Zahl der Teilnehmer an den täglichen Mittagessen dramatisch ein. Der Versuch der Schulen, den Zuschuss zurückzubekommen, scheiterte im Schulausschuss der Stadt. Nun droht ein erneuter Einbruch.
Den will Roland Thiesbrummel, stellvertretender Leiter des Fachbereiches Schule, wenn irgendwie möglich verhindern. »Drei Euro sind offenbar eine Schallmauer, die Eltern nicht überwinden wollen«, hat er festgestellt. Natürlich würden sich auch Anbieter finden, die unter diesem Preis bleiben: »Doch jeden Tag Pommes und Nudeln will auch niemand essen.« Die Schüler der belieferten Gesamt- und Hauptschulen wachsen alle noch. Sie brauchen eine tägliche warme, gesunde Mahlzeit, nicht nur für ihre geistige Fitness. Thiesbrummels Kampf um die jungen Mägen wird an den Schulen unterstützt.
Beispiel Janusz-Korczak-Gesamtschule: Dort können die Schüler an jedem Morgen wählen, was sie zu Mittag essen wollen. Die Speisekarte ist stets eine Woche zuvor bekannt. An jedem Tag gibt es ein vegetarisches Menü zur Auswahl und eins mit Fleisch oder Fisch. Am Automaten kurz vor der Schulverwaltung tippen sie die Menünummer ein - die Sekretärin teilt der Klinikum-Küche mit, welche Mengen heute benötigt werden. Ein »Qualitätszirkel« aus Eltern, Lehrern, Schülern und Rathaus-Mitarbeitern prüft regelmäßig, ob das Essen auch schmeckt.
In den fünften und sechsten Klassen ist die Teilnahme am Mittagessen in der Mensa verpflichtend - auch für die Lehrer. »Wir wollen die Schüler dadurch an ein regelmäßiges, gesundes Mittagessen gewöhnen«, sagt Wilfried Prüs, der stellvertretende Schulleiter. Wer zu Hause kein Frühstück bekommen hat, kann eins in der von Eltern betriebenen Teestube erhalten. Dort gibt es Müsli, belegte Brötchen, Obst, Milch und Tee. Am privat betriebenen Kiosk in der Mensa können die Schüler »Snacks« kaufen, darunter auch Süßigkeiten. Doch das dort vorgehaltene Angebot wurde mit der Schulleitung abgesprochen. »Eine weitere Erhöhung des Preises werden viele Eltern nicht mitmachen. Sie zahlen ja heute schon teilweise 6,50 Euro pro Tag für zwei Kinder. Dann gibt es zu Hause am Abend eben Nudeln«, vermutet Prüs.

Artikel vom 02.12.2004