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Die Kolumne Stadtgespräch erscheint mittwochs in dieser Zeitung.

Stadt
Gespräch

40 Jahre am »Katzentisch« (96. Folge):Paderborn - Nixdorf Town


Es ist nicht immer einfach, im fernen Ausland die Lage der Heimatstadt Paderborn zu erläutern. Bei Engländern genügt vielfach ein »bei Sennelager«, weil Generationen britischer Soldaten auf dem Truppenübungsplatz in der Senne ausgebildet worden sind. In Amerika muss man sich schon mit »auf halbem Weg« von Köln nach Berlin behelfen. Aber auch das habe ich vor ein paar Wochen am Golfstrand von Florida erlebt: »Paderborn, das ist die Nixdorf-Town!« Ein pensionierter amerikanischer Manager brachte unsere Stadt in Verbindung mit dem Computerpionier Heinz Nixdorf.
Mein Gesprächspartner erinnerte an die Nixdorf-Aktivitäten in den Vereinigten Staaten vor 20 und mehr Jahren. 1982 wurde auf Nixdorf-Rechnern die Volkszählung in Amerika durchgeführt. Diese Zahlen dienten in Florida bei der vorletzten Präsidentenwahl 2000 zum Vergleich, als erschöpfte Wahlhelfer 36 Tage lang Stimmzettel gegen helle Neonröhren halten mussten, bis das Wahlergebnis endgültig feststand. Im Oktober dieses Jahres wurde George W. Bush zum zweiten Mal gewählt, per Lochkarten, Fingerdruck, Hebelzug oder Kreuzchen.
Noch heute arbeitet die US-Burlington-Warenhauskette mit Nixdorf-Ladenkassen made in Paderborn. Erinnert werden darf aber auch an eine misslungene Nixdorf-Werbung in amerikanischen Rundfunksendern vor einem Vierteljahrhundert. »Nixdorf« klang so wie »Next door«, also »nächste Tür«.
Meinem Strandpartner konnte ich berichten, welche Früchte Nixdorfs Pionierarbeit in seiner Heimatstadt heute trägt. Ich erzählte ihm vom größten Computer-Museum der Welt, dem Heinz-Nixdor-Museumsforum. Vom Ahorn-Sportpark für jedermann, über Paderborn als Zentrum für Informationstechnologie mit hoher Konzentration von Unternehmen und Organisationen der Datenverarbeitung. Mit mehr als 250 Firmen hat Paderborn, bezogen auf die Einwohnerzahl, die höchste Dichte an Software-Herstellern aller Großstädte. Wincor-Nixdorf, börsenorientierter Kassenautomaten-Hersteller, zählt weltweit 6100 Mitarbeiter, davon gut 2000 in Paderborn, und kommt auf 1,44 Milliarden Euro in der Jahresbilanz.
In Paderborn gibt es ein bundesweit anerkanntes Angebot an IT-Bildungs-, Weiterbildungs- und Forschungsinstituten und die Universität mit ihrer starken Ausrichtung auf Informatik. Vor 45 Jahren siedelte Heinz Nixdorf in seiner Heimatstadt eine neue Technologie an. Paderborn, erzählte ich stolz, wurde zum attraktiven IT-Standort mit besonderer Dynamik.
Mit Paderborn in Verbindung gebracht wurden in Gesprächen in Florida auch Welle, Finke, Triepad, Ordensschwestern und der Fußballclub Paderborn. Ein deutscher Möbelhersteller machte nach einer Möbelmesse in Atlanta Station in Naples. Er kannte das Unternehmen Welle recht gut und lobte das Engagement des Unternehmers Finke in höchsten Tönen. Das galt auch nach einer Sportreportage der Deutschen Welle über das Pokalspiel des Fußballclubs SC Paderborn gegen Freiburg. Ich hatte Mühe zu erklären, dass Hermann Löns, dessen Name das Stadion trägt, kein Paderborner Bischof war. Den Fahrradhersteller Trienens (Rathenaustraße, Westernstraße) gibt es nicht mehr, aber noch viele Triepad-Fahrräder.
Die Schwestern der christlichen Liebe haben ihr amerikanisches Mutterhaus in Chicago, wusste ein »Winterbird« (Wintervogel), der aus dem Norden der USA ins warme Florida zum Überwintern gekommen war. Stolz konnte ich ergänzen, dass die Paderborner Ordensstifterin Pauline von Mallinckrodt 1985 im Rom selig gesprochen worden ist. Georg Vockel

Artikel vom 01.12.2004