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Es gibt keine Früherkennung bei Alkoholsucht

Helmut Löhner referierte bei der KAB Rheda - 8000 Abhängige im Kreis Gütersloh

Rheda-Wiedenbrück (de). Das von der KAB Rheda im Laufe des Jahres aufgegriffene Themenspektrum war breit und umfasste neben religiösen Fragen auch Probleme des Alltags.

Auf Einladung des Vorsitzenden, Heinrich Meierkord, sprach Helmut Löhner im vollbesetzten Saal des St. Clemens-Pfarrheims über seine Einsichten und Einschätzungen zum Thema »Sucht«. Seinen Ausführungen folgte eine lebhafte Diskussion. Sie zeigte, dass durch allgemeine Aufklärung heute viel offener als früher über das Thema gesprochen wird.
Löhner berichtete von seinen Erfahrungen aus der Suchthilfe. Die Zahl der Suchtkranken und Suchtgefährdeten sei riesengroß, aber es gebe Möglichkeiten, den Teufelskreis zu durchbrechen. Im Kreis Gütersloh hätten sich zum Beispiel 45 verschiedene abstinente Gruppen mit mehr als 1500 eingetragenen Mitgliedern zusammengefunden. Diese Gruppen ständen zur Hilfe bereit. Bisher habe man schon unzähligen Menschen auf Dauer helfen können. Eine Abhängigkeit vom Alkohol bestehe dann, wenn der Mensch ohne dieses Suchtmittel nicht leben könne und jede Kontrolle verliere. Selten schaffe es ein Süchtiger allein, aus der Sucht hinauszukommen. Leider gebe es keine Früherkennung. Man schätze, dass im Kreis Gütersloh drei Prozent der Bevölkerung alkoholabhängig seien. Das heiße in Zahlen, 8000 Menschen im Kreis seien betroffen - also mehr Männer und Frauen, als Langenberg Einwohner habe. Die Hauptstelle für Suchtfragen in Hamm gehe davon aus, dass in Deutschland mehr als vier Millionen Menschen alkoholkrank oder zumindest -gefährdet seien. Wer süchtig sei, lebe gefährdet, so Löhner: Rund 42 000 Menschen fänden jährlich durch Alkohol direkt oder indirekt den Tod. Wer sich das vor Augen halte, müsse die Gefahr erkennen.
Ein weites Feld, so der frühere Stadtdirektor, sei die Betroffenheit der Angehörigen. Zähle man zu jedem Suchtkranken durchschnittlich drei bis vier Angehörige, seien etwa 18 Millionen Menschen betroffen, im Kreis Gütersloh etwa 40 000.
Oft verhalte sich die Familie co-abhängig, um den Kranken so von seiner Sucht abzubringen. Jeder kenne das beklagenswerte Bild von Alkoholkranken auf der Straße und in den Anlagen auch hier in Rheda-Wiedenbrück; aber weitgehend unbekannt sei die Situation in den Häusern. Darum seien auch Angehörige bei den Suchthelfern willkommen. »Breit angelegte Aufklärung über das Wesen der Sucht und über das richtige Verhalten ist dringend geboten«, stellte Löhner heraus. Er bat die KAB-Mitglieder, in den Familien, bei Verwandten, Freunden und an der Arbeitsstätte auf die Hilfemöglichkeit hinzuweisen. Jeder Kontakt werde selbstredend streng vertraulich behandelt.

Artikel vom 01.12.2004