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Eltern warten auf »grünes Licht«

Kinderbetreuungs-Initiative »Wunderland« kann ohne Förderung nicht starten

Von Hanne Reimer (Text und Foto)
Büren/Siddinghausen (WV). Mit drei Jahren hat jedes Kind einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Das ist sicherlich eine gute Sache, doch so manche Mutter kann oder möchte nicht drei Jahre lang aus ihrem Beruf aussteigen. Und die Herren der Schöpfung? Die sind bei der Betreuung ihres Nachwuchses, vorsichtig gesagt, oft eher zurückhaltend oder können es sich auch einfach nicht erlauben, die Elternzeit mit ihrer Frau zu teilen. In Büren möchten engagierte Eltern dieses Problem nun angehen. Doch wie bei vielen guten Ideen hakt es auch bei dieser vorläufig noch am Geld.

»Es gibt in Büren so gut wie keine Angebote für Kinder unter drei Jahren«, erklärt eine der Initiatorinnen, Kerstin Borghoff aus Siddinghausen. Zwar gebe es die Möglichkeit, die Kleinen von einer Tagesmutter versorgen zu lassen. Doch zum einen sei es gar nicht so leicht, eine liebe und verantwortungsbewusste »Teilzeit-Mami« zu finden und zum anderen möchten die Eltern ihre Kinder eben nicht nur betreut, sondern auch altersgemäß gefördert wissen. Eine Art Kindergarten für Jungen und Mädchen unter drei Jahren - das wäre die ideale Lösung.
Um das zu erreichen, wurde im März die »Elterninitiative Wunderland e.V.« gegründet. Darin haben sich Mütter und Väter aus der Kernstadt und den Ortschaften zusammen gefunden, die ihre Kinder im Alter von eineinhalb bis drei Jahren an einigen Tagen in der Woche für vier bis sechs Stunden betreuen lassen möchten.
Doch das ist leichter gesagt, als getan. Mit Diplom-Pädagogin Kerstin Pöpsel aus Siddinghausen ist zwar rasch eine Fachkraft gefunden, die ein sinnvolles pädagogisches Konzept ausarbeitet. Doch auch Räume müssen gefunden und eingerichtet, weitere qualifizierte Betreuerinnen eingestellt werden. Das alles geht nicht ohne Geld.
Prima geeignete Räume haben die Eltern mittlerweile in der Bürener Kernstadt gefunden: im alten Rentamtsgebäude des Haus Büren«schen Fond (HBF) in der Bahnhofstraße. Es wäre möglich, diese Räume zu mieten, kindgerechte Umbauten ließen sich durchaus machen und auch die Mit-Mieter in dem Gebäude sind einverstanden. Alles bestens also, wenn das leidige Thema Geld nicht wäre.
Etwa 160 Euro soll die Kinderbetreuung im Monat kosten. Doch allein von diesen Elternbeiträgen lässt sich das Vorhaben nicht finanzieren. Ohne öffentliche Zuschüsse geht es nicht. »Bei der Stadt heißt es, man gibt nur eine Finanzierung, wenn auch Geld vom Kreis kommt«, sagt Kerstin Pöpsel.
Immerhin ist im Haushaltsplanentwurf für 2005 zunächst die Summe von 1000 Euro als Zuschuss an die Elterninitiative »Wunderland« veranschlagt, mit der Bemerkung, die Stadt werde künftig jährlich einen Zuschuss in den Haushalt einstellen, über dessen Höhe der Rat noch entscheiden müsse. Zwar habe sich der frühere Landrat Dr. Rudolf Wansleben für das Projekt eingesetzt und den Kontakt zur Sparkassen-Stiftung vermittelt, die möglicherweise eine Anschub-Finanzierung geben könnte. Doch ein eindeutiges Ja zur Förderung liege bisher weder vom Kreis noch von der Stiftung vor, bedauern die Eltern.
Das Projekt dreht sich im Kreis, und den Müttern läuft die Zeit davon. »Bald sind unsere eigenen Kinder zu alt, um noch vom Wunderland zu profitieren, weil sie dann in den Kindergarten gehen«, ärgert sich Kristina Loske. Doch die Eltern wollen trotzdem am Ball bleiben.
Als Übergangslösung werden zurzeit acht Kinder an zwei Wochentagen jeweils von 8 bis 12 Uhr in einem kindgerechten Raum im Privathaus von Kerstin Pöpsel betreut. Die hat sogar angeboten, eine Zeitlang kostenlos zu arbeiten, um das Projekt ans Laufen zu bringen. Bisher ohne Erfolg.
Könnten die Eltern endlich durchstarten, würden übrigens neue Teilzeit-Arbeitsplätze entstehen, nach denen ja besonders Frauen mit kleinen Kindern oft vergeblich suchen: Vier Betreuerinnen sollen eingestellt werden.

Artikel vom 30.11.2004