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Pollhansfilm: Weniger
wäre mehr gewesen

Viele bunte Bilder auf einer 60-Minuten-DVD

Von Matthias Kleemann
Schloß Holte-Stukenbrock (kl). Vier Tage hat sich Mark Schmidt von der Firma Geovis auf Pollhans um die Ohren geschlagen, zwölf Stunden Rohmaterial hat er mit seiner Videokamera festhalten: drehende Karussells, tanzende Menschen, Impressionen vom Bauernmarkt, aus den Wirtschaftszelten und von Feuerwerk. Herausgekommen ist ein 60-minütiger Streifen, der ab Freitag dieser Woche auf DVD käuflich erworben werden kann.

In einer Auflage von 2000 Stück ist die DVD gepresst worden, 600 Stück sind nach Angaben von Schmidt bereits vorbestellt gewesen. Als Erinnerungsstück an den Jubiläumsmarkt darf die DVD in keinem DVD-Ständer fehlen: Schmidt hat nicht nur den Trubel gefilmt sondern auch viele Gesichter und natürlich so einiges von den Jubiläumsfeierlichkeiten, beispielsweise den Umzug am Freitag Abend, die Eröffnungsrede des Bürgermeisters, den Kirmesbummel der Ratsprominenz.
Besonders liebevoll geraten sind die Impressionen vom Bauernmarkt, wo die Kamera die Auslagen der Händler einfängt und der Betrachter die Funken stieben sieht, wenn Ferdinand Beatrix das Hufeisen bearbeitet. Beim visuellen Rundgang durch die Wirtschaftszelte werden viele heimische Unternehmen ins rechte Licht gerückt, hier merkt man dem Film aber auch am deutlichsten an, dass er aus einer Werkstatt kommt, die für gewöhnlich Werbefilme produziert.
Leider zieht sich dieses Merkmal durch nahezu den gesamten Film. Mit Ausnahme zweier (zu lang geratener) Bürgermeisterreden und einiger Ausschnitte vom Eröffungsumzug gibt es in dem Film so gut wie keinen O(riginal)-Ton. Dafür gibt es einen Grund: Schmidt müsste für jedes Musikstück, das mehr oder weniger zufällig im Hintergrund zu hören ist, Gebühren an die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungsrechte) zahlen. Damit würde sich der Preis für die DVD zu sehr verteuern.
Seien es die Fahrgeschäfte oder die Disko in den Zelten: Schmidt hat alles mit so genannter »GEMA-freier« Musik vertont. Dieser Musikteppich wirkt freilich mit zunehmender Filmlänge aufdringlich und passt auch manchmal nicht richtig zu den Bilden. Hinzu kommt die sonore Stimme von Achim Bleuel, einem professionellen Werbesprecher, die jeder schon einmal gehört haben dürfte, und die so bedeutungsschwere Weisheiten verkündet, wie »Für jeden Geschmack ist etwas dabei«, oder: »Wer hier (an der Losbude) das Glück einmal gepackt hat, der kommt immer wieder.« Spätestens, wenn Bleuel die Vorzüge des neuesten Mercedes-Modells aus dem Autohaus Thorwesten (zum Beispiel) anpreist, wähnt man sich in der RTL-Werbepause oder im Vorprogramm des örtlichen Kinos.
Hier hätte etwas mehr Authentizität nicht geschadet. Vielleicht einer der Stadtführer, der im Interview etwas über die Geschichte des Pollhansmarktes erzählt, statt dies so beiläufig zwischen zwei Belanglosigkeiten in den aufgesprochenen Kommentar einzuflechten. Sicher: Das wäre mehr Aufwand gewesen, aber dafür hätte man durchaus den bunten Kirmesbilderbogen stutzen können, auch dem Ratsbummel und dem nächtlichen Tanzvergnügen ist zu viel Platz eingeräumt worden. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Technisch ist der Film perfekt. Saubere Schnitte, wenig Firlefanz, wunderbare Luftaufnahmen von Schloß Holte-Stukenbrock (am Anfang) und schöne Aufnahmen vom Feuerwerk (am Ende). Wie gesagt: Als Erinnerungsstück unverzichtbar.
www.pollhansfilm.de

Artikel vom 30.11.2004