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»Verl gehört in die Regionalliga«

Mario Ermisch ab dem 1. Januar neuer Trainer an der Poststraße - das Interview

Verl/Bielefeld (cas). Was diese Zeitung bereits gestern exklusiv ankündigte, wurde nun auch von offizieller Seite bestätigt: Mario Ermisch ist der Nachfolger des zurückgetretenen Teamchefs Reinhard Schröter. Der Bielefelder Coach wird allerdings erst ab dem 1. Januar 2005 sein Amt beim SC Verl ausüben - solange werden Interimscoach Manfred Niehaus und Frank Scharpenberg das Oberliga-Team betreuen. Der Vertrag des neuen Trainers läuft zunächst bis zum 30. Juni 2006. Wir sprachen mit Mario Ermisch.

Warum fangen Sie erst im Januar in Verl an?Ermisch: Ich möchte auf einen fahrenden Zug nicht aufspringen, zumal er im Moment wieder ganz gut rollt. Außerdem will ich meinen Trainerjob beim Bezirksligisten VfL Theesen zu einem vernünftigen Abschluss bringen. Dass bin ich diesem Verein schuldig. Übrigens begehe ich keine Fahnenflucht: In meinem VfL-Vertrag ist eine Klausel enthalten, wonach ich bei einem entsprechenden Angebot jederzeit aussteigen kann.
Hängt Ihr Dienstbeginn im Januar vielleicht auch damit zusammen, dass der SC Verl am letzten Spieltag der Hinrunde pikanterweise gegen den VfB Fichte Bielefeld antreten muss? Das ist Ihr ehemaliger Klub, dem Sie im Moment wieder beratend zur Seite stehen ...Ermisch: Auf keinen Fall. Ich hätte auch sofort in Verl anfangen können, der Vereinsvorstand hätte nichts dagegen gehabt. Aber mit Rücksicht auf den VfL Theesen wollte ich das noch nicht. Im übrigen werde ich meine Tätigkeit beim VfB Fichte natürlich einstellen, auch wenn mir mein Ex-Klub verständlicherweise sehr am Herzen liegt.
Kein Wunder. Schließlich leisteten Sie bis zu Ihrem Ausscheiden im Sommer 2004 auf der Rußheide hervorragende Arbeit und hätten das Nobody-Team in der vergangenen Saison beinahe sogar in die 3. Liga geführt ...Ermisch: Ganz ehrlich: In diese Klasse hätten wir auch nicht gehört, selbst wenn dann die Fernseheinnahmen beträchtlich gestiegen wären. Die Vereinsstrukturen sind hier noch nicht regionalligareif. So war ich beim VfB Fichte nicht nur Trainer, sondern musste mich ebenso um viele andere Dinge kümmern. Beim SC Verl sieht das ganz anders aus. Bei meinem Antrittsbesuch war ich sofort von der tollen Sportanlage begeistert - hier lässt es sich super trainieren. Auch der SCV-Betreuerstab beeindruckt mich, davon konnte ich in meiner VfB Fichte-Zeit nur träumen. Ein Klub wie Verl gehört in die Regionalliga.
Trotz des verpatzten Starts in der Vorsaison hätte es ja noch beinahe geklappt ...Ermisch: Machen wir uns doch nichts vor: Für den Aufstieg kam der SCV eigentlich nie in Frage, auch wenn man am Ende noch Zweiter wurde.
Werden Sie in der Winterpause noch zusätzlich Spieler verpflichten?Ermisch: Das kommt auf unsere Ausgangsposition an. Wenn wir weiter an den beiden Spitzenteams Bochum und Emsdetten dranbleiben, die ja am kommenden Wochenende gegeneinander spielen, sollte man darüber nachdenken. Wenn überhaupt, werden wir uns wohl nur mit einem Neuzugang verstärken. Wie ich gehört habe, fehlt im Mittelfeld ein Spielmacher.
Im Gespräch soll der Ex-Bielefelder Jörg Reeb sein, der nach seinem Ausstieg beim FC Augsburg nun wieder in Wiedenbrück wohnt ...Ermisch (schmunzelnd): Das ist mir auch schon zu Ohren gekommen, aber vorerst reine Spekulation. Ebenso der Name Ansgar Brinkmann. Der hat zu mir kürzlich in der Kneipe im Spaß gesagt: »Wenn Jörg und ich auf den Verler Außenbahnen wirbeln, werden sich die Zuschauer in der ersten Tribünenreihe schnell Hüte kaufen, um diese vor uns zu ziehen.«
Wer wird Sie an der Poststraße unterstützen?Ermisch: Das müssen wir noch klären. Auf jeden Fall brauchen wir weiterhin einen Co-Trainer. Ich würde es begrüßen, wenn Manni Niehaus weitermacht. Aber das ist seine Entscheidung. Ich plane ebenfalls mit Helmut Hartmann und Thomas Stratos.

Artikel vom 01.12.2004