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Andreas Peter (links), Vorstandsvorsitzender des AGV-Herford, begrüßte Prof. Herwig Birg am Donnerstagabend im Lippoldbau.Foto: Ralf Meistes

Gesellschaft altert rapide

Arbeitgeberverband informiert über demographischen Wandel


Herford (HK). Deutschland altert. Doch die Alterung der Gesellschaft bedeutet mehr als nur die Veränderung des Verhältnisses von Alten und Jungen. Verteilungskonflikte und Interessengegensätze sind die Folge. Große Herausforderungen kommen auf unsere Gesellschaft zu. Im Lippoldbau von MARTa wurde dies bei der öffentlichen Vortragsveranstaltung des Arbeitgeberverbandes (AGV) Herford von einem Experten für demographische Entwicklung, Professor Herwig Birg, den über 150 Anwesenden bildhaft beschrieben.
Andreas Peter, Vorstandsvorsitzender des AGV-Herford, begrüßte die Anwesenden und führte ins Thema ein: »Neben den Sozial- und Finanzsystemen steht auch die Wirtschaft vor großen Aufgabenstellungen. Kein Individuum, keine Region wird den demographischen Entwicklungen entgehen.« Professor Birg referierte über die Ursachen und Auswirkungen des demographischen Wandels weltweit und in Deutschland. Drei Ursachen seien für die absehbaren Entwicklungen maßgeblich: Fortpflanzung, Lebenserwartung und Wanderungen von Menschen, so Birg. So lässt sich eine Schrumpfung der Weltbevölkerung etwa ab 2070 vorausberechnen. In Deutschland wird eine Schrumpfung bereits ab 2010 eintreten, was auf das hohe Geburtendefizit hier im Lande zurückzuführen sei.
Dabei sei das Problem seit langem bekannt. »Spätestens in den 70-er Jahren hätte eine Weichenstellung erfolgen müssen und können«, sagte Birg. Die nun auftretenden Interessengegensätze und der »Verteilungsstress« reichten in alle Bereiche hinein, beispielsweise in das Rentensystem, das Gesundheitssystem und den Arbeitsmarkt. Um den Anteil der Alten im Jahr 2040 durch die Altersgruppe der Erwerbsfähigen mitversorgen zu können, müsste der Rentenbeitrag mit dem Faktor 2,4 multipliziert werden. Ähnliches gilt für das Gesundheitssystem, der durchschnittliche Beitrag stiege von derzeit etwa 14 auf 24 Prozent. Beim Arbeitsmarkt würde ein Fachkräftemangel durch die hohe Arbeitslosigkeit zeitverzögert auftreten, das Problem aber auf lange Sicht nicht gelöst. Zuwanderung werde diese Problematik per se nicht lösen, da mit dem derzeit gültigen Zuwanderungsgesetz eine Steuerung nicht möglich sei . Mit der Aufforderung, nicht untätig zu sein und die Probleme anzupacken, schloss Birg sein Referat.

Artikel vom 27.11.2004