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Lehrstunde an Effektivität

Schlafmütziger FCG scheitert an Abschluss-Schwäche

Aus Bochum berichtet
Dirk Heidemann
Bochum (WB). Den Unterschied zwischen effektiver und ineffektiver Spielweise bekam der FC Gütersloh 2000 gestern brutal zu spüren. Während die über 90 Minuten hinweg deutlich feldüberlegenen Gäste nur eine einzige ihrer acht hochkarätigen Chancen nutzen konnten, schlugen die Amateure des VfL Bochum eiskalt zu und und münzten sechs Gelegenheiten in einen 4:1 (1:0)-Sieg um.

»Heute haben wir eine Lehrstunde in punkto Effektivität bekommen. Unsere Chancenverwertung war eine einzige Katastrophe, dabei hatten wir diese Problematik unter der Woche doch zu genüge angesprochen«, schüttelte ein gefrusteter Rob Reekers in den Katakomben des mausgrauen Ruhrstadions mit dem Kopf.
Keine zwei Minuten waren auf dem Nebenplatz der Bundesliga-Arena gespielt, da entwischte die einzige Gütersloher Spitze, Sören Brandy, nach einem langen Ball von Daniel Rios seinem Bewacher Marvin Metap und verzog nur knapp. Anschließend übernahmen jedoch die Hausherren für 15 Minuten das Kommando, unterstrichen in dieser Phase durch schöne Spielzüge, warum sie seit gestern Tabellenführer der Oberliga Westfalen sind, und krönten ihren sehenswerten Fußball mit dem 1:0.
Völlig unverständlich, dass sich die Hausherren danach jedoch total zurückzogen und dem FCG das Feld nahezu kampflos überließen. Die Dalkestädter wurden nun immer stärker, es entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor - das der Bochumer. Doch weder Maximilian Heinrich (22., Kopfball nach Ecke von Dirk Flock), Daniel Rios (29., jagt das Leder nach Flock-Zuspiel freistehend in die regenverhangenen Wolken und scheitert nach 33 Minuten an VfL-Keeper Polat Keser), Sören Brandy (38., verzieht alleine vor dem Bochumer Tor nach Querpass von Eckel) noch Eckel selbst (39., Polat hält) können die beschwörenden Worte von Reekers in Richtung »Co« Marc Hunt mit Leben füllen: »Marc, ich spüre, gleich fällt der Ausgleich.«
Er fiel nicht - sondern aus heiterem Himmel das vorentscheidende 2:0. »Dann geben wir das Spiel nach zwei Standardsituationen, wo Daniel Eckel beide Male nicht zum Kopfball geht, endgültig aus der Hand. Am Ende mussten wir froh sein, nicht noch das fünfte und sechste Gegentor zu kassieren«, kommentierte Rob Reekers fassungslos das Ergebnis, das im krassen Gegensatz zu den Geschehnissen auf dem grünen Rasen stand. Ein ungewohnt wortkarger Fritz Grösche analysierte nüchtern: »Wenn du deine Chancen nicht nutzt, und dann auch noch 20 Minuten lang hinten pennst, dann kannst du mit dieser Schlafmützigkeit nicht gewinnen.«
Ins Bild passte, dass Heinrich in der 61. Minute im Bochumer Netz lag, der Ball jedoch nicht. Den hatte Max in kaum nachvollziehbarer Art und Weise aus einem Meter über die VfL-»Bude« geköpft. Völlig mit den Nerven zu Fuß war Reekers dann in der Endphase, als Schiedsrichter Dennis Magne zunächst Sebastian Veith einen Elfmeter verweigerte (85., Torhüter Keser holte den FCG-Mittelfeldmann von den Beinen) und dann auch noch einen Abwehrversuch eines Bochumers auf der Torlinie mit der Hand (88., Block hatte geschossen) übersah.
Fazit: Ein völlig verkorkster Sonntagsausflug, der die jüngste Auswärtsserie auf desaströse drei Niederlagen bei einem Torverhältnis von 1:13 schraubt!

Artikel vom 29.11.2004