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E.ON: Beutezug-Fehler schnellstens korrigieren

Auch die Paderborner CDU-Mittelstandsvereinigung setzt sich kritisch mit der Gaspreis-Erhöhung auseinander

Paderborn (WV). Die jüngste Gaspreis-Erhöhung der E.ON Westfalen Weser erhitzt nach wie vor die Gemüter. Friedhelm Koch, Vorsitzender der CDU Mittelstandsvereinigung im Kreis Paderborn, fordert in einer Stellungnahme das Unternehmen auf, seine Entscheidung - schon im eigenen Interesse - noch einmal zu überprüfen.

2002 wurden die Paderborner Stadtwerke an E.ON verkauft. Die Entscheidung sein aus gutem Grund von einer breiten Mehrheit im Rat der Stadt getragen worden. Koch: »Langfristig hätten die Stadtwerke es nicht geschafft, günstiger anzubieten«.
Die Paderborner Einflussmöglichkeit nutze Bürgermeister Heinz Paus nun dankenswerterweise, um die Höhe der Gaspreissteigerung überprüfen zu lassen.
Der Vorstand der CDU-Mittelstandsvereinigung habe ein Gespräch mit E.ON-Sprecher Meinolf Paesch geführt und die Höhe der neuen Tarife ebenso kritisiert, wie die Art und Weise des Umgangs mit den Kunden. Koch hat Paus gebeten, folgende Punkte zu beachten:
Geschah die Erhöhung schon von einem zu hohen Sockel aus?
Hintergrund: Die Kalkulation des Gaspreise orientiert sich an den Heizölpreisen des letzten Quartals. Der Zweite Teil der Preisfindung ist Spekulation auf die zukünftige Entwicklung. Vor der ersten Erhöhung nach der Übernahme waren die Heizölwerte in Wirklichkeit gesunken, wie E.ON selbst ihren Großabnehmern vorrechnete, und für sie auch den Preis senkte. Nur die Privatkunden erhielten eine Erhöhung um 0,41 Cent. Koch: »Dieser Steigerung hätte eigentlich eine Senkung vorausgehen müssen. In der Tat senkten zahlreiche regionale Versorger ihre Preise im gleichen Zeitraum um rund 0,25 Cent.
Wurde die Entwicklung zu negativ gezeichnet?
Dass die Heizölpreise gestiegen sind, sei nicht von der Hand zu weisen. Die Frage, wie sich die Preise angesichts des schwachen Dollar entwickeln, bleibe jedoch. Nach Auskunft der Beteiligten wurde die Entwicklung abgeschwächt linear fortgeschrieben. Als dies geschah, lagen aber schon zumindest aus dem Referenzort Frankfurt die November- und Dezemberwerte vor, und zwar eindeutig sinkend. Diesen Trend außer Acht zu lassen, führe zu einer überhöhten Preiskalkulation und -gestaltung. »Zurzeit steigen zwar die Heizöl-Dollarpreise wieder, aber dafür hat der Dollar hat einen Tiefpunkt erreicht.«
»Niemand erwartet, dass ein Unternehmen wie E.ON der Caritas beitritt«, mäkelt Koch. »Aber für E.ON bedeuten ein zehntel Cent Erhöhung 500 000 Euro Mehreinnahmen. Wir sprechen bei der letzten Erhöhung also von drei Millionen Euro Kaufkraft, die der heimischen Wirtschaft verloren geht. Dies braucht eine gute und vor allem korrekte Begründung.« Da die Preisbildung beim Gas grundsätzlich fiktiv sei und Gas in Wirklichkeit viel günstiger eingekauft werde, um so mehr Hinzu kämen traumhafte Abschreibungsbedingungen der Anlagen. »Paderborn wäre bei einiger Fairness für E.ON immer ein gutes Investment, es könnte der Eindruck eines Beutezuges aufkommen, wenn man es zu eilig hat.« Fehler sollten schnellsten korrigiert werden, damit Vertrauen wieder wachsen könne. Wenn das Vertrauen erst weg sei und der Wettbewerb komme, werde sonst der Lieferant schnell gewechselt.

Artikel vom 27.11.2004