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Verein spielt im Osten Krieg

Maschinengewehre benutzt - Zwei Männer in Haft

Von Christian Althoff
Bad Oeynhausen (WB). Ausgestattet mit Originaluniformen und echten Kriegswaffen haben Mitglieder eines Bad Oeynhausener Vereins in Tschechien und der Slowakei Schlachten des Zweiten Weltkriegs nachgespielt. Gegen den Vereinsvorsitzenden (31) und einen Helfer (20) wurden am Freitag Haftbefehle erlassen.

»Das Nachstellen von Schlachten ist erlaubt. Auch das Tragen von Hakenkreuz-Uniformen ist nicht strafbar, sofern es nicht in der Öffentlichkeit geschieht«, stellte Dirk Butenuth, Leiter des Bielefelder Staatsschutzkommissariates, am Freitag klar. Allerdings sei der Besitz einer Kriegswaffe ein Verbrechenstatbestand, und dieser Verdacht bestehe bei den beiden festgenommenen Männern aus Bad Oeynhausen.
Nach Ermittlungen von Polizei und Verfassungsschutz hat der nicht eingetragene »Europäische Darstellungsverein für lebendige Geschichte« bundesweit 80 Mitglieder. Bei 30 handele es sich um Rechtsextremisten, die übrigen seien »bürgerliche Leute mit einem ungewöhnlichen Hobby«, sagte Staatsschutz-Ermittler Harald Brüntrup. Die Mitglieder zahlten 5,50 Euro Monatsbeitrag und verbrachten in diesem Jahr drei Wochenenden in Osteuropa, um Kämpfe nachzustellen. An den »Schlachten«, bei denen mit Platzpatronen geschossen wurde, nahmen auch Darsteller aus Russland, Tschechien und der Slowakei teil. Brüntrup: »Die Uniformen der Armeen wurden zentral in einem Haus in Tschechien gelagert, das dem beschuldigten Vorsitzenden gehört.« Vor Ort wurden dann die Truppen zusammengestellt - durchaus mit gemischten Nationalitäten. Butenuth: »Die Besonderheit der deutschen Vereinsmitglieder war, dass sie sich die Waffen-SS zum Vorbild genommen hatten und bevorzugt als Leibstandarte SS Adolf Hitler auftraten.«
Die »Kämpfe« in den Wäldern blieben der Bevölkerung und den Behörden nicht verborgen. Seit dem Frühjahr beobachtete der Verfassungsschutz mehrere Vereinsmitglieder und übergab der Staatsanwaltschaft Bielefeld schließlich ein Video, auf dem der Gebrauch eines Maschinengewehrs zu sehen ist.
Donnerstag holte die Polizei zum Schlag aus. Bei dem 31-Jährigen (er ist als Rechtsextremist vorbestraft) und seinem Helfer entdeckten sie zwei Maschinengewehre, eine Maschinenpistole und 18 andere Schusswaffen, bei denen noch nicht feststeht, ob der Besitz strafbar ist. Waffen wurden auch bei einem Vereinsmitglied in Hamburg entdeckt, durchsucht wurden zudem Wohnungen weiterer Mitglieder in Minden, Bielefeld und Pragsdorf (Mecklenburg-Vorpommern).
Wie die Waffen für die »Schlachten« unbemerkt über die Grenze gebracht werden konnten, steht noch nicht fest.

Artikel vom 27.11.2004