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Der Meister trifft auf den Meister

TuS N-Lübbecke kontra SG Flensburg-Handewitt (Teil 1) - Paco Fölser muss passen

Lübbecke (Les). Märchenstunde am heutigen Samstag in der Kreissporthalle Lübbecke. Auf dem Programm: Andersson-Märchen. Doch das, was der schwedische Trainer der Europa-Auswahl in Diensten des Vereins aus der nördlichsten Stadt Deutschlands zu sagen und erzählen hat, sind alles andere als Märchen.

Schließlich ist der 55-Jährige, der auch außerhalb seines Trainerlebens als Lehrer Unterricht erteilt, der Mann, der die »SG Flensburg-Vizewitt« in der Saison 2003/2004 nach mehreren vergeblichen Anläufen unter anderen Handballlehrern zum erstmaligen Gewinn der deutschen Handballkrone führte, der Deutschen Meisterschaft. Und von daher müste man das Treffen heute in der Kreissporthalle eigentlich auch als das »Meeting der Meister« bezeichnen. Schließlich ist ja auch der TuS N-Lübbecke Meister geworden - wenn auch nur der zweiten Liga.
Doch die Art und Weise dieser Meisterschaft, aber vielmehr noch die Art und Weise, wie sich dieser TuS N-Lübbecke in der ersten Liga bisher verkauft hat, imponiert auch an der Förde. So zeigt sich der Autor auf der Homepage der Norddeutchen durchaus beeindruckt, stellt die Frage, ob die »Lübbecker Tage« auch tatsächlich Festtage werden. Die Auftritte der Mannschaft vom Wiehen gegen den SC Magdeburg, den HSV Hamburg, den TuSEM aus Essen und auch der Erfolg über die SG Wallau/Massenheim dürften dazu geführt haben, dass man im hohen Norden den Wunsch von TuS N-Lübbeckes Coach Jens Pfänder: »Wir haben eine gute Chance, wenn uns die SG Flensburg-Handewitt unterschätzt!« wohl kaum in Erfüllung gehen lassen wird.
Schließlich weiß man auch in der Punktesammelstadt Flensburg (nicht ohne Hintergrundgedanken ließ sich das SG-Team schon mal vor dem Gebäude des in Flensburg beheimateten Kraftfahrt-Bundesamtes ablichten), dass sich die Sieben aus dem Mühlenkreis geschickt verstärkt hat, inzwischen ebenfalls aus einem mit Nationalspielern aus mehreren Ländern gespickten Team besteht.
Was andererseits den TuS-Trainer Jens Pfänder vor »völlig neue und bisher nicht gekannte« Probleme stellt: das Abstellen von Spielern an die jeweiligen Nationalmannschaften für Länderspiele. Was einerseits natürlich die Möglichkeiten für ein geregeltes Training drastisch reduziert, was andererseits erhöhte Verletzungsgefahren mit sich bringt. Wie beispielsweise der Fall des Österreichers Patrick Fölser nachhaltig beweist. Denn der wird nach seinem Muskelfaserriss am heutigen Samstag auf keinen Fall auflaufen, erneut im schnieken TuS-N-Outfit neben der Bank sitzen. Und ob er am Mittwoch, 1. Dezember, wenn's denn erneut in der Kreissporthalle Lübbecke gegen die SG Flensburg-Handewitt um den Einzug ins Viertelfinale geht, dabei sein wird, ist auf jeden Fall sehr, sehr fraglich. Vorgeschaltet ist auf jeden Fall am Montag noch einmal eine ärztliche Untersuchung. Doch glaubt Jens Pfänder eigentlich nicht daran, dass »Paco« schon wieder am Mittwoch einsatzbereit sein wird.
Aber glücklicherweise sind alle anderen Nationalspieler heil und gesund von ihren Ausflügen zurückgekehrt. Auch wenn einige ganz schön geschlaucht waren. Nandor Fazekas (mit Ungarn) und Daniel Kubes (für Tschechien) durften neben den Spieleinheiten auch noch etliche Trainingseinheiten mit dem Nationalteam mitmachen. Und auch Tobias Schröder, der Neuling im bundesdeutschen Team von Heiner Brand, erhielt in Schweden beim World-Cup erhebliche Spielanteile. Alle drei bekamen daher vom Coach Anfang dieser Woche noch die Möglichkeit, sich zu erholen, waren vom Training befreit, damit sie sich bis heute regeneriert haben, damit sie wieder voll zur Sache gehen können.
»Die SG Flensburg-Handewitt ist für mich das beste Team der Liga und wird schätzungsweise den deutschen Handball in den nächsten Jahren dominieren. Die sind auf allen Positionen bestens besetzt.« Seiner Meinung nach hat die SG sogar noch mehr zu bieten als der TBV Lemgo, gegen den der TuS N-Lübbecke in eigener Halle das erste echte Lehrgeld zahlen musste. »Der TBV Lemgo hat eine super erste Sieben - die SG Flensburg hat eine super erste Zehn!«
Doch dann umspielt wieder das gewisse Lächeln die Lippen des TuS-Trainers, als er bemerkt: »Keine Mannschaft der Welt kann immer und überall eine Weltklasse-Leistung zeigen.« Und er weiß: Auch bei einem Spitzenteam hinterlassen die vielen Töpfe in denen gerührt werden muss (Meisterschaft, Pokal, Nationalteams, Champions-League) ihre Spuren. Das geht an die Substanz. So stellt er abschließend fest: »Und wenn die uns nur den kleinen Finger reichen - dann drehen wir den um.«
TuS N-Manager Sigi Roch erwartet wie gegen den TBV Lemgo wieder ein volles Haus in der Kreissporthalle. »Für 120 Fans aus Schleswig-Holstein haben wir Tickets bereitgestellt. Aber wir haben noch etliche Karten da.« Die Kassen werden daher am Samstag schon wieder um 18 Uhr geöffnet. Und im Hinblick auf das Mittwochspiel stellt er lächelnd fest: »Am liebsten hätte ich das Pokalspiel schon gleich am Sonntag durchgeführt. Dann hätten alle Flensburger hier übernachten können - und wir hätten dann diese Pokal-Karten auch schon verkauft gehabt.«

Artikel vom 27.11.2004