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Familienvater
vergewaltigt
14-Jährige

Zwei Jahre auf Bewährung

Verl/Soest (brü). Zwei Jahre Freiheitsstrafe auf Bewährung sind die strafrechtliche Quittung für die Vergewaltigung einer 14-Jährigen, begangen vor gut zwei Jahren durch einen 30-jährigen Familienvater aus Verl. Der gebürtige Jugoslawe lebt seit etwa 1993 in Deutschland, darf sich unbegrenzt hier aufhalten und deshalb auch als Verkaufsfahrer einer festen Beschäftigung nachgehen.

Unter Tränen berichtete schon am vergangenen Freitag ein heute 17-jähriges Mädchen vor dem Erweiterten Schöffengericht im westfälischen Soest, was ihr der gut aussehende verheiratete Vater zweier Kinder im Alter von sechs und eineinhalb Jahren gemeinsam mit seinem Freund angetan haben soll. Die Staatsanwältin hielt dem Mann mit den sauber zurückgekämmten schwarzen, glatten Haaren, seinem gewinnenden Lächeln und zunächst völlig selbstbewussten Auftreten, vor, das Mädchen nach einem Jubiläumsfest des Spielmannszugs »Gut Klang« in der Soester Nachbargemeinde Lippetal in übelster Weise vergewaltigt zu haben, während sein Kumpan zusah und sich daran ergötzte. Kennen gelernt hatten der Verler und sein Kumpan - ein möglicherweise wieder auf den Balkan abgetauchter Kosovo-Albaner - das Opfer in Lippborg.
Aus einem harmlosen Flirt, so beschrieb es das Opfer mit brüchiger, oft versagender Stimme und unter Tränen im Zeugenstand, sei später am Abend der reinste Horror geworden: Als die Freundinnen sich irgendwann getrennt auf den Heimweg machten, hätten die beiden Jugoslawen das spätere Opfer mit dem Wagen nach Hause gebracht. Dort fiel der Verler schließlich über das völlig überraschte Opfer her, zerrte das Mädchen an den Haaren ins Bad. »Eine halbe Ewigkeit« habe sie Abscheuliches über sich ergehen lassen müssen, während der Freund ihres Peinigers grinsend zugesehen und dabei an sich manipuliert habe.
Nach hartnäckigem Leugnen räumte der Angeklagte über seinen Anwalt am zweiten Prozesstag alle Vorwürfe ein, schwieg ansonsten aber ohne sichtbare Gemütsregung. Zu dem Geständnis hatte er sich von seinem Verteidiger Mirko Roßkamp (Bielefeld) bewegen lassen. Der abgetauchte Kumpan des Vergewaltigers wäre nur schwer im Kosovo aufzutreiben gewesen.
Das Martyrium der völlig traumatisierten 14-jährigen Schülerin wäre durch einen auf unbestimmte Zeit verlängerten Prozess noch schmerzvoller geworden - davon zeigten sich Richter, Schöffen, die Staatsanwältin und Nebenklagevertreter Heinz-Günter Lau aus Soest überzeugt: »Eine mehr als tragische Geschichte«, meinte die Staatsanwaltschaft und begründete die Bewährungsstrafe, die am untersten Rand der juristischen Möglichkeiten blieb so: »Der Tatvorwurf ist voll umfänglich eingestanden, eine quälende Ungewissheit für das Opfer beendet. Endlich wird man ihr glauben, dass die ungeheuren Vorfälle so passiert sind, wie sie es immer wieder geschildert hat. Ein überlanges Verfahren wurde durch das Geständnis letztlich vermieden.«
So genannte Flashbacks, Würgereize, Panickattacken beim Betreten von Waschräumen und schlaflose Nächte quälen die Schülerin seither. In der Schule gingen ihre Leistungen völlig zurück. Der Vergewaltiger wird in der Gendatenbank gespeichert. Neben 1500 Euro »Wiedergutmachung« an das Opfer trägt er die Verfahrenskosten, darunter auch gut 4000 Euro für ein Glaubwürdigkeitsgutachten, das durch sein hartnäckiges Leugnen nötig geworden war. Ob die beiden Pizzabäcker für weitere Verbrechen in Frage kommen, ist noch unklar.

Artikel vom 30.11.2004