27.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Leserbrief an das WESTFALEN-BLATT


Vertriebsform
von früher neu entdecken

Zu den WB-Berichten über die Schließung von Plus als letztem Supermarkt in Höxters Innenstadt (23. November) erreichte die Redaktion folgende Leserzuschrift:
Insbesondere ältere Menschen, aber auch Mitbürger unterschiedlichen Alters - Menschen ohne Führerschein, Menschen, die aus den Ortschaften in die Kernstadt kommen, Mütter und Väter mit Kindern - alle schätzen eine zentral gelegene Einkaufsmöglichkeit für die Alltagslebensmittel oder sind aus welchen Gründen auch immer sogar darauf angewiesen. Die Randlage der Märkte ist für Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind und für Gebrechliche ein Problem.
Unternehmen haben zwar eine gesellschaftliche Verpflichtung, aber sie sind keine Sozialinstitute. Sie müssen Gewinn machen, um die Investitionen bezahlen zu können, die im Wettbewerb überlebensnotwendig sind. Nirgendwo sind Lebensmittel so preisgünstig wie in Deutschland. Nirgendwo ist der Preiskampf im Lebensmittelhandel so erbittert wie in Deutschland. Da bleibt Plus, Lidl, Aldi und deren Konkurrenten gar nichts anderes übrig als nach dem Standort Ausschau zu halten, bei welchem die meisten Kunden erwartet werden können. Die Anzahl der Kunden macht's, - und die ist maßgebend für die Binsenweisheit: »Im Einkauf liegt der Gewinn«, - oder das Schnäppchen.
  Verein »Wir für Höxter« hat sich bereits vor einiger Zeit dem Problem »Leerstände in Höxter's Einzelhandel« angenommen. In einer Kampagne mit großformatigen Anzeigen in mehreren Zeitungen hat der Verein seine kostenlose Beratung und Vermittlungstätigkeit angeboten. Ergebnis: Vermieter suchten Nachmieter, potentielle Einzelhändler oder Menschen, die es werden wollten suchten in »Wir für Höxter« einen (neuen) Geldgeber. Der Verein ist aber kein Geldinstitut. Leider fehlte es den Interessenten entweder an ausreichend Eigenkapital oder an den banküblichen Sicherheiten.
 Eine außerordentliche Situation erfordert außerordentliche Kreativität. Das Außerordentliche in unserer Großgemeinde ist hauptsächlich die raltiv geringe Bevölkerungszahl. Auch die Kaufkraft dürfte höher sein. Vermutlich müssen in ländlichen Gegenden wie der unsrigen alte Vertriebsformen wieder entdeckt und in unsere Zeit transformiert werden. Warum soll eine Selbsthilfeform der Konsumenten, wie zum Beispiel die Genossenschaft nicht wieder aufleben? Warum sollte eine örtliche Genossenschaft nicht mit einem örtlichen Supermarkt kooperieren können? Die Genossenschaft als Ladenmieter und -betreiber; der Markt als Zulieferer? Die Genossenschaft als Untermieter von Karstadt?
Ich meine, wir haben doch die Kompetenz vor Ort, die solche Überlegungen einmal durchrechnen kann.

KARL GEORG SCHLEIP
Unterm Ziegenberg 12
37671 Höxter

Leserbriefe stellen keine redaktionellen Meinungsäußerungen dar; sie werden aus Zuschriften, die an das WESTFALEN-BLATT gerichtet sind, ausgewählt und geben die persönlichen Ansichten ihres Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

Artikel vom 27.11.2004