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Rückfall ist nicht das Ende

Aktionstag Sucht nennt Hilfen - Netz enger knüpfen

Andrea Schwarze überbrachte Grüße des bisher federführenden Kreises.

Von Reinhard Kehmeier
Espelkamp (WB). Ein Patentrezept gibt es nicht für den Suchtkranken, um einen Rückfall zu überwinden. Doch inzwischen erleichtert ein Netz von Hilfsmöglichkeiten den Weg zurück. Das machte Dr. med. Joachim Kamprad im Hauptreferat des »6. Aktionstages Sucht« im Bürgerhaus deutlich.
Der ärztliche Leiter des St.-Antonius-Krankenhauses Hörstel sprach sich dafür aus, die Arztpraxen stärker als bisher in das Netz der Hilfe einzubinden. Neben der ambulanten und stationären Versorgung komme den Selbsthilfegruppen besondere Bedeutung zu, lobte er die Lübbecker Initiative. 21 Gruppen sind bereits im Altkreis tätig. Kamprad nannte weitere Zahlen, die das Problem deutlich machen: Allein 2,5 Millionen Alkoholkranke führt die Statistik für Deutschland. Als eEbenso hoch gilt die Zahl derjenigen, die ständig Missbrauch treiben. Und nur drei bis vier Prozent finden gegenwärtig laut Kamprad den Weg in therapeutische Behandlung.
Den ehrenamtlich organisierten Aktionstag eröffneten Andrea Schwarze (Krankenhaus Lübbecke) und Gerda Hodde (AlAnon Espelkamp). Verlesen wurde ein Grußwort der Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Sabine Klewe-Niemann. Sie sprach der ehrenamtlichen Hilfe Anerkennung aus und der Übernahme der Organisation durch einen Arbeitskreis unter Leitung von Stefan Höfelmeier (Innungskrankenkasse Lübbecke). Bürgermeister-Stellvertreter Siegfried Nötzel nannte es in seinem Grußwort sehr entscheidend, »wenn man sich gegenseitig Hilfe geben kann.«
Schüler des heimischen Musikschulverbandes sorgten für musikalische Beiträge. Beifall galt auch dem »Rucksacktheater« des Kindergartens Hüllhorst für seine Aufführung. Kaffee und Kuchen gehörten zum Angebot, das viele zu schätzen wussten.
Angehörige und Betroffene nutzten Möglichkeiten der Information. Die Blaukreuzgruppe Schnathorst hatte das Foyer gestaltet. Dieter Bolte ließ vergangene Aktionstage Revue passieren. »Suchtmittel-Rückfall: Katastrophe oder Chance?« war diesmal als Thema gewählt worden. Kamprad, Facharzt aus Rheine, sagte, dass Patienten nicht stigmatisiert werden dürften, sondern gelobt werden sollten für ihre Abstinenz-Zeit. Es gelte stets, ihnen erneut Hilfe anzubieten.
Der Betroffene müsse in jedem Fall selbst auswählen können unter verschiedenen Therapiekonzepten: »Damit er auch selbst dahinterstehen kann.« Ständige Erinnerung an die eigene Krankheit helfe zu vermeiden, dass es aus Versehen zu Rückfällen komme, riet er den Betroffenen.

Artikel vom 26.11.2004